Livorno - Nach der verpatzten UEFA-Cup-Premiere von Superfund Pasching am Donnerstag in Livorno haben einige Routiniers des aktuellen Vierten der österreichischen Fußball-Bundesliga öffentlich Kritik an der Taktik ihres Trainers Milan Djuricic geübt. Der Kroate hatte im Erstrunden-Hinspiel, das nach enttäuschender Vorstellung und Toren des gegnerischen Sturmduos Danilevicius/Lucarelli mit 0:2 verloren ging, wie schon zuletzt in der heimischen Meisterschaft mit Mayrleb nur einen echten Stürmer aufgeboten.

International erfahrene Spieler in den Reihen der offensiv harmlosen Oberösterreicher, wie etwa Torhüter Josef Schicklgruber, der mit Abstand beste Paschinger im Stadio Armando Picchi, warfen Djuricic daher nach dem Schlusspfiff mangelnde Risikobereitschaft vor. "Nach vorne ist nichts gegangen. Wir verstehen schon länger nicht, warum wir nicht mit zwei Stürmern spielen", meinte der 39-jährige Keeper, der seine Mannschaft mit einigen Glanzparaden vor einer höheren Niederlage bewahrt hatte.

Eine Ansicht, die der vor Mittelfeld-"Verbindungsmann" Yüksel Sariyar über weite Strecken völlig in der Luft hängende Mayrleb teilte: "Mir hat in der ersten Hälfte ein Stürmer gefehlt. Ich hätte mir einen zweiten gewünscht." Und auch der 35-jährige polnische Angreifer Radoslav Gilewicz, der in der 53. Minute für Mayrleb kam, stieß ins gleiche Horn: "Bei einem Spielstand von 0:2 muss man einfach mehr riskieren. Sonst läuft man Gefahr, noch weitere Tore zu kassieren."

Abwehr-Recke und Kapitän Michael Baur stimmte nicht in die extern geäußerte Kritik mit ein: "Für die Offensive wie auch für die Defensive ist die gesamte Mannschaft verantwortlich. Die Taktik ist Sache des Trainers. Er entscheidet, ich will mich dazu nicht äußern." Der angegriffene Pasching-Coach Djuricic kündigte für das Rückspiel in 14 Tagen mehr Risiko an. "Wir haben nichts mehr zu verlieren. Es beginnen neue 90 Minuten, in denen wir mehr Mut und Risiko brauchen. Eine kleine Hoffnung lebt auf jeden Fall."

Was man dem Trainer der vor dem Auftritt in der Toskana zuletzt drei Liga-Spiele ohne Gegentor gebliebenen Paschinger auf jeden Fall zu gute halten konnte, war die Tatsache, dass man sich gegen eine keineswegs berauschende Livorno-Elf sehr wohl drei Großchancen herausgespielt hatte, die von Ketelaer, Mayrleb und Chiquinho aber allesamt stümperhaft vergeben wurden. Und so suchte auch der enttäuschte Präsident Franz Grad die Schuld in erster Linie bei den Spielern: "Wir hatten heute drei bis vier Totalausfälle, der Rest hat gekämpft. Eigentlich haben wir sieben gegen elf gespielt."

Die siegreichen Italiener gaben sich nach ihrem Europacup-Debüt, in dem sie mit einem Übergewicht in der Torschuss-Statistik von 12:3 überzeugten, eher zurückhaltend. Livorno-Kultstürmer Cristiano Lucarelli, der sich beim 2:0 einmal mehr als eiskalter Goalgetter erwies, streute den Gästen Rosen: "Es war viel schwerer als erwartet. Pasching war ein sehr guter Gegner, letztlich war unser Sieg aber verdient."

AS-Trainer Daniele Arrigoni warnte sein Team vor Überheblichkeit im Rückspiel: "Das war erst der erste Schritt, das Duell ist noch nicht entschieden. Wir dürfen das Auswärtsspiel nicht auf die leichte Schulter nehmen." Sein nach der Partie etwas "geknickt" wirkender Kollege Djuricic hofft zwar ebenfalls noch auf eine Überraschung im Waldstadion, weiß aber auch: "Livorno kann noch viel besser spielen." Dies bestätigte auch Torjäger Lucarelli, der in seiner Heimatstadt beinahe göttlich verehrt wird: "Bis zum Rückspiel haben wir noch drei Serie-A-Partien. Wir werden dann sicher viel besser eingespielt sein."(APA)