Die europäischen Aktienmärkte konnten nach den Abschlägen der Vorwoche wiederdeutliche Zugewinne verbuchen. Angetrieben durch feste Vorgaben aus den USA, einem stark rückläufigen Ölpreis sowie reger M&A-Aktivitäten kann der Dax 2,5% und der EuroStoxx50 knapp 2% zulegen.

Im Bereich der Nutzfahrzeughersteller scheint es zu einer Branchenkonsolidierung zu kommen. Die Münchener MAN AG plant den schwedischen Konkurrenten Scania zu übernehmen, um zum europäischen Marktführer in der LKW-Produktion aufzusteigen. Nach Ansicht von MAN gibt es eine „überzeugende industrielle Logik“ für eine solche Transaktion. Das Übernahmeoffert soll nächste Woche präsentiert werden, Gerüchten zufolge will MAN 440 Schwedische Kronen (EUR 47,58) je Scania-Aktie bieten, was einem Gesamtvolumen von EUR 9,5 Mrd. entspricht.

Die Telecom Italia plant eine radikale Reorganisation ihres Geschäftsmodells. So wolle man die Festnetz- und Mobilfunksparte aufspalten und die Handysparte an ein ausländisches Unternehmen verkaufen. Die zu Beginn der Woche präsentierten Zahlen für das abgelaufene Halbjahr bestätigen die Krise. So musste man einen Gewinnrückgang verbuchen, während sich die Verbindlichkeiten auf EUR 41 Mrd. erhöhten. Die italienische Regierung möchte einen Verkauf ins Ausland mit allen Mitteln verhindern, so schlug ein Regierungsberater vor das Festnetz abzuspalten, an den Staat zu verkaufen und in weiterer Folge wieder an die Börse zu bringen. Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline hat sich indes mit der amerikanischen Steueraufsichtsbehörde auf einen milliardenschweren Vergleich geeinigt. Durch die Zahlung von USD 3,1 Mrd. werden somit sämtliche noch ausstehenden Steuerforderungen bezüglich der Transferpreisgestaltung im Zeitraum von 1989 – 2005 beigelegt. Das Ergebnis im laufenden Fiskaljahr wird jedoch nicht belastet, da man bereits im Vorfeld entsprechende Rückstellungen gebildet hatte.

Der französische Energieversorger Gaz de France konnte seinen Gewinn im 1. Halbjahr um 44% steigern. Der Nettogewinn belief sich auf EUR 1,74 pro Aktie, Analysten waren von EUR 1,3 pro Aktie ausgegangen. Für das Gesamtjahr wurden die Prognosen deutlich nach oben korrigiert, so erwarte man einen Nettogewinn von EUR 2,2 Mrd. Der deutsche Chipspezialist Infineon eröffnete ein neues Werk in Malaysia, wo so genannte Leistungshalbleiter produziert werden. Das Unternehmen erwartet sich einen kräftigen Schub für das Geschäft mit den Power-Chips. Derzeit erwirtschaftet Infineon in diesem Bereich rund USD 1 Mrd. Umsatz. Das neue Werk in Malaysia soll nach Erreichen der vollen Produktionsauslastung, die für 2009 oder 2010 angepeilt wird, für einen zusätzlichen Umsatz von bis zu USD 1,2 Mrd. sorgen. Die Aktie legte in dieser Woche kräftig zu.

In der nächsten Handelswoche erwarten wir die Veröffentlichung des ZEW-Index in Deutschland sowie der Auftragseingänge der Industrie für die Eurozone. Die Entwicklung der europäischen Aktienmärkte dürfte jedoch ein weiteres Mal im Gleichklang mit den US-Börsen verlaufen.