Politkabarett wird immer reizärmer, weil Politiker schon vorher versuchen, Kabarettisten zu imitieren, was höchstens viertellustig ausfällt. Spielen Kabarettisten Politiker dann nach, so parodieren sie ihre eigene Viertellustigkeit, was bestenfalls achtellustig ausfällt. Das heißt: Man kann sich gleich die TV-Duelle der Politiker anschauen.

Bisheriger Höhepunkt: dass er ausblieb. Inhaltlich darf man sich nichts erwarteten. Formell darf man sich nichts erwarten. Dramaturgisch darf man sich nichts erwarten. Kurzum: Man darf sich nichts erwarten, und das ist die große Stärke dieser Gespräche, die beweisen, wie spät es Mitternacht werden kann, wenn man darauf wartet, ohne etwas zu erwarten.

Vielleicht sollten wir endlich aufhören, den Verfall der politischen Sitten zu bejammern. Geben wir (Medien, Politiker, Kabarettisten) doch zu: Ein Wahlkampf ist reine Unterhaltung, und zwar schlechte, und sonst gar nichts. Bei TV-Konfrontationen geht es primär darum, den anderen lächerlich zu machen, wie das Josef Pröll mit Heinz-Christian Strache getan hat. "Brauchen S' net nervös sein!" - war schon ein hübscher Untergriff. 20 solche Sager, und Pröll ist Kanzler. Wie im Kabarett. (Daniel Glattauer/DER STANDARD, Printausgabe, 16. September 2006)