Streit um die historischen Spital-Ensembles in Lainz...

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...und Am Steinhof. Vor endgültigen Planungen wird die Pflegereform umgesetzt.

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"Der Krankenanstaltenverbund (KAV) hat ein Budget von 2,4 Milliarden Euro – und zwar jährlich. Da machen die paar Millionen Euro aus Immobilienverwertungen das Kraut nicht fett. Da konzentriere ich mich auf Strukturreformen, die sind ökonomisch wichtig." So weist Wiens Gesundheitsstadträtin Renate Brauner (SP) die Vorwürfe der Opposition zurück, sie wolle über Umwidmungen am Steinhof und in Lainz das Wiener Gesundheitsbudget sanieren.

Die eigentliche Ursache für die geplanten Umwidmungen: "Nach einem Höchstgerichtsurteil müssen aus formalen Gründen alle Flächenwidmungen der Stadt erneuert werden. Wenn wir das nicht tun, bekommen wir eine Bausperre über das gesamte Gebiet und dann kann ich die Spitäler nur noch zusperren."

Da dies ohnehin anstehe, "treffen wir gleich Vorsorge für künftige Entwicklungen". Und zur Kritik der grünen Planungssprecherin Sabine Gretner, dass da gewidmet werde ohne sich vorher zu überlegen, was man dort eigentlich wolle (der STANDARD berichtete): "Wir stehen ja erst am Beginn des Prozesses. Die weiteren Schritte werden mit den Bezirken und vor allem auch gemeinsam mit den Betroffenen entwickelt."

Reform

Dahinter, so Brauner im STANDARD-Gespräch, stehe auch die große Geriatriereform in Wien. Das Lainzer Geriatriezentrum am Wienerwald werde "radikal verringert". Von den früheren Achtbettzimmern sei man bereits "auf maximal Sechsbettzimmern herunten, ab 2008 sollen es höchstens Vierbettzimmer sein".

Im Gegenzug wird etwa das Geriatriezentrum Liesing neu errichtet, das 2009 fertig sein soll. Das neue Geriatriezentrum Baumgarten soll 2010/11 zur Verfügung stehen. Für weitere Vorhaben in den Bezirken 2, 10 und 12 werden derzeit geeignete Grundstücke gesucht. All diese Neubauten sollen maximal Zweibettzimmer, eine zeitgemäße Einrichtung haben und beispielsweise allesamt über Balkone verfügen, die mit Rollstühlen oder auch Betten direkt befahren werden können.

Derartiges sei in den denkmalgeschützten Pavillons in Lainz nur sehr schwer möglich – daher werde auch dort für einen möglichen Neubau vorgesorgt. "Aber letztlich kann ich erst dann genau sagen, wie viele Pavillons wir in Lainz noch brauchen werden", so Brauner. "Das müssen wir schrittweise umsetzen." Eines sei aber sicher: Das Areal in Lainz solle ein durchmischter Wohn- und Arbeits-Stadtteil werden. Derartige Wohnbauten könnten in Lainz etwa im Bereich des Wohnheimes an der Joseph-Lister-Gasse entstehen. "Und zwischen den Pavillons werden sicher keine Einfamilienhäuser errichtet", betont Brauner zu oppositionellen Befürchtungen. Wenn dort fünf Prozent Bebauung vorgesehen seien, „dann nur für ergänzende Einrichtungen wie Behindertentreppen oder Aufzüge, die selbstverständlich mit dem Denkmalamt abgestimmt werden".

Dies sei im überarbeiteten Entwurf für die Flächenwidmung Am Steinhof nun genauer festgelegt worden. Auch werde nun ganz genau definiert, dass der Grünraum zwischen Steinhofgründen und Spitalsgelände nicht verbaut werde.

"Ein Riesenblödsinn"

Brauner: "Wenn ich das alles wirklich hätte maximal verscherbeln wollen, wäre die bisherige Widmung ja wunderbar gewesen. Da ist nämlich alles ein einziges Bauland." Zum ÖVP-Vorwurf, dass Am Steinhof 5000 Wohnungen geplant seien: "Ein Riesenblödsinn. Das wäre ja die Neubauleistung von ganz Wien in einem Jahr." Und die Sorge, dass neben der Steinhofkirche gebaut werden könnte: "Das ist ja vollkommen absurd – wir werden doch nicht fünf Millionen in die Renovierung der Kirche investieren, damit wir sie nachher zupflastern." (Roman David-Freihsl/DER STANDARD-Printausgabe, 16./17.9.2006)