"Hoffen wir, dass sich dieses Unwetter beruhigt", sagte Benedikt XVI. und kam umgehend auf die Turbulenzen in der islamischen Welt zu sprechen, die er mit seiner Vorlesung an der Universität Regensburg ausgelöst hatte. "Ich bin in diesem Augenblick zutiefst betrübt über die Reaktionen, die ein kurzer Passus aus meiner Rede unter vielen islamischen Gläubigen ausgelöst hat", erklärte der Heilige Vater. "Es handelte sich um ein Zitat aus einem mittelalterlichen Text, das in keiner Weise meine persönlichen Ansichten widerspiegelt." Er hoffe, dass diese Feststellung "zur Beruhigung der Gemüter" beitrage.
Attentatsdrohung
Eine ausführliche Stellungnahme zum Thema kündigte das Kirchenoberhaupt für die Generalaudienz am Mittwoch an. Die Gläubigen reagierten mit herzlichem Applaus. Nach einer Attentatsdrohung der Terrorgruppe "Volksmudjaheddin" hatte die Polizei die Sicherheitsvorkehrungen in Castel Gandolfo und im Vatikan erheblich verstärkt. Alle Gläubigen wurden beim Betreten der Sommerresidenz akribisch durchsucht. In einem dem Fernsehsender Canale 5 zugestellten Schreiben hatte die Terrorgruppe damit gedroht, "das Kreuz im Herzen Roms zu zerstören." Das Innenministerium teilte mit, nach den Drohungen gegen die katholische Kirche seien "in ganz Italien die Kontrollen über radikale islamische Gruppen" verstärkt worden.
Indessen wurde offenbar auch innerhalb der Kurie erste Kritik am Papst laut. "So etwas wäre unter Wojtyla undenkbar gewesen", zitierte das Turiner Tagblatt La Stampa einen hohen Vertreter der Kurie. Dieser Ansicht schloss sich auch der Leiter des Instituts für Religionswissenschaften der Universität Bologna, Giuseppe Alberigo, an. "Ich glaube, so etwas hätte Johannes Paul II. nie gesagt", erklärte der Autor einer umfassenden Konzilsgeschichte. "Karol Wojtyla hat sich für das Fehlverhalten der Kirche in vergangenen Jahrhunderten entschuldigt, nicht für sein eigenes."
Nach der Empörung in vielen islamischen Staaten und der Abberufung des marokkanischen Botschafters beim Heiligen Stuhl hatte der Vatikan bereits am Samstag versucht, das Klima zu entschärfen. In einer detaillierten Erklärung hatte Staatssekretär Tarcisio Bertone "die Hochachtung des Papstes für die Muslime" und seine "unmissverständliche Option zum interreligiösen Dialog" unterstrichen.
Bertones Feuertaufe
Der neue Staatssekretär, der nach eigenem Bekunden nicht Englisch spricht, hatte nur einen Tag nach seinem Amtsantritt eine der schwierigsten Krisen der letzten Jahre im Vatikan zu meistern. Italienische Zeitungen äußerten am Sonntag die Überzeugung, die Erklärung sei vor allem unter dem Eindruck negativer Reaktionen in jenen arabischen Staaten wie Ägypten und Marokko entstanden, die gute Beziehungen zum Vatikan pflegen. Auch die scharfe Kritik europäischer Muslime habe zur Erklärung beigetragen. Bertone habe den Papst dank seiner engen Beziehungen davon überzeugen können, seine Äußerungen zu bedauern.
Es handle sich nicht um eine offizielle Entschuldigung, aber doch um einen Rückzieher", so die römische Tageszeitung La Repubblica. Der Corriere della Sera wertete die Stellungnahme ähnlich: "Substanziell handelt es sich um eine Entschuldigung, auch wenn dieser Begriff in der Erklärung nicht vorkommt."
In Rom wurde am Sonntag die Ermordung einer italienischer Ordensschwester in Mogadischu mit der Empörung um die Äußerungen des Papstes in Zusammenhang gebracht. Die 65-jährige Leonella Rosa Sgarbati vom Consolata-Missionsorden wurde mit ihrem Leibwächter erschossen. Sie habe mit zwei Kolleginnen in Somalia Krankenpfleger ausgebildet und sich allen Aufforderungen des römischen Außenministeriums widersetzt, das Land zu verlassen. Sgarbati lebte seit vierzig Jahren in Afrika. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sprach von einer "schrecklichen Tat": "Wir betrachten diese Hasskampagne und ihre Folgen mit großer Besorgnis