Erst als vergangene Woche im Start-Ziel-Bereich am Mirabellplatz riesige Tribünen errichtet wurden, der traditionelle Wochenmarkt Schranne absiedeln musste und die ersten Verkehrssperren und Busumleitungen spürbar wurden, nahmen die Salzburger ernsthaft Notiz von ihrer WM.
Die Euphorie hält sich angesichts der Staus freilich in Grenzen. Dementsprechend gilt das Großereignis auch den Lokalmedien vor allem als Generalprobe für mögliche Winterspiele 2014. Schaffen die Organisatoren in der WM-Woche trotz massiver Eingriffe ins Alltagsleben eine positive Grundstimmung, werde sich das auch auf die bisher mehrheitlich ablehnende Haltung gegenüber der Olympiabewerbung 2014 positiv auswirken, lautet der Grundtenor.
250.000 Besucher
Dabei sollten die Salzburger eigentlich allen Grund zur Vorfreude haben. Tourismusexperten rechnen mit 250.000 Besuchern und mehr als 80.000 zusätzlichen Nächtigungen. Rund 4200 Menschen arbeiten für eines der weltweit größten Sportereignisse. Zu den Bewerben werden etwa 800 Athleten anreisen. Dazu kommen Betreuer, Funktionäre und rund 1800 Medienleute. Die direkte Wertschöpfung wird auf 16 Millionen Euro geschätzt. Dem gegenüber stehen je 1,5 Millionen öffentlicher Aufwendungen von Bund, Land und Stadt.
Der Werbeeffekt für Salzburg ist schwer zu berechnen, aber zweifelsfrei vorhanden. Die Live-Bilder des ORF werden von knapp 60 TV-Stationen übernommen, bis zu 400 Millionen Zuseher dürften die Radrennen verfolgen. Dass die erste Kritik ausgerechnet aus der Fremdenverkehrswirtschaft kommt, verwundert dennoch kaum jemanden. Bei der Salzburg Land Tourismus Gesellschaft ärgert man sich über massive Werbeeinschaltungen für die Konkurrenz wie beispielsweise für die Radurlaubsziele Slowenien und Slowakei.
Italienische Dominanz
Im Sponsorenbereich ist Österreich auch Zweiter; die Rad-WM wird eine mehrheitlich italienische Veranstaltung. Italienische Konzerne, Energieversorger und Banken dominieren, sogar das offizielle WM-Mineralwasser kommt aus Italien. Umso wichtiger wird es sein, dass logistisch keine Pannen auftreten. Die große Unbekannte für Generalsekretär Wolfgang Weiss ist, ob Besucher und Bevölkerung das Verkehrskonzept annehmen.