Wien - Die mitten in den Verkaufsverhandlungen stehende Gewerkschaftsbank BAWAG P.S.K. hat laut "Wirtschaftsblatt" (Dienstagausgabe) eine neue "schwerwiegende" US-Sammelklage um den mutmaßlich betrügerischen Zusammenbruch des US-Brokers Refco am Hals. Kläger ist demnach der Refco-Kunde Global Management Worldwide Ltd mit Sitz in Nassau, Bahamas.

Die BAWAG wisse noch nichts von der Sammelklage, das brisante Schriftstück, das über die US-Botschaft nach Österreich gelangte, werde sie erst in den nächsten Tagen erhalten, schreibt das Blatt.

Global Management fordere nicht nur im eigenen Namen, sondern auch im Namen von rund 3.000 Refco-Kunden Schadenersatz von der BAWAG. In der 42-seitigen Klagsschrift werden zahlreiche mutmassliche Vergehen gegen das US-Wertpapieraufsichtsgesetz durch den früheren Refco-Minderheitseigentümer BAWAG aufgelistet. Die Höhe des tatsächlichen Schadens bzw. Schadenersatzes soll laut Kläger im Zuge des Zivilprozesses vom Gericht festgestellt werden.

Diese "Class Action" sei seit Mai beim Southern District Court of New York anhängig, trotzdem dauerte die Zustellung Monate, so die Zeitung weiter. Das Außenministerium in Wien weise Spekulationen, die Weiterleitung verzögert zu haben, entschieden zurück. Es habe die Klage von der US-Botschaft erhalten und vergangenen Donnerstag dem Justizministerium weitergeleitet. Von dort sei das brisante Schreiben an das zuständige Wiener Bezirksgericht gegangen.

"Es ist bei uns am 15. September ein Ersuchen auf Zustellung eines Schriftstücks an die BAWAG von einem New Yorker Bezirksgerichts eingelangt", bestätigt Jutta Presslauer, Richterin am Bezirksgericht Wien-Innere Stadt gegenüber dem "WirtschaftsBlatt".

BAWAG-Sprecher: "Können uns neue Klage nicht erklären"

"Wir können uns die neue Klage nicht erklären", sagte ein BAWAG-Sprecher laut Zeitung, denn nach Ansicht der Bank sind mit dem Refco-Globalvergleich sämtliche Ansprüche in den USA abgedeckt.

Laut "WirtschaftsBlatt" gehen die BAWAG-Kaufinteressenten trotzdem auf Nummer sicher und werden dem Vernehmen nach in den Verkaufsverhandlungen darauf drängen, dass der Gewerkschaftsbund sämtliche Klagsrisken in den USA übernimmt.

ÖGB: "Kein Verkaufshindernis"

"Dass der Verkauf durch die neue Klage behindert werden könnte, davon kann keine Rede sein", hieß es aus dem ÖGB. Die Klagsschrift ist noch nicht zugestellt. Über die Höhe der Schadenersatzforderungen verlautete bisher nichts. (APA)