New York/Ankara - Trotz anhaltender Proteste von Muslimen in der ganzen Welt gegen die Äußerungen des Papstes zum Islam haben sich Malaysia und der Iran versöhnlich gezeigt. Der malaysische Ministerpräsident Abdullah Ahmad Badawi akzeptierte die Erklärung des Papstes. In Zukunft müsse Benedikt jedoch Bemerkungen vermeiden, die Muslime beleidigen könnten, sagte Abdullah bei einem Treffen mit US-Präsident George W. Bush in New York.

Bisher hatte Malaysia, das den Vorsitz der Organisation der Islamischen Konferenz innehat, eine vollständig Entschuldigung und eine Rücknahme der Äußerungen Benedikts verlangt. Bush sagte während des Treffens mit Abdullah, das Bedauern des Papstes sei aufrichtig gemeint. Versöhnlich gab sich auch der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad. "Was das Thema der Papst-Äußerungen angeht, so respektieren wird den Papst und alle, die interessiert sind an Frieden und Gerechtigkeit", sagte Ahmadinejad in einer Pressekonferenz zum Abschluss seines zweitägigen Besuchs in Venezuela.

Neuerlich Entschuldigung verlangt

In anderen Ländern wollte man die Erklärung des Papstes nicht hinnehmen. So bezeichnete der Mufti von Jerusalem, Mohammed Hussein, die bisherige Reaktion des Vatikans auf die Verärgerung der Muslime als unzureichend. Der Papst müsse sich öffentlich und persönlich bei den 1,5 Milliarden Muslimen in der Welt entschuldigen. Der Mufti forderte die Palästinenser auf, die Angriffe auf Kirchen in den Autonomiegebieten zu stoppen, machte aber gleichzeitig den Papst für die öffentliche Verärgerung verantwortlich.

Die Palästinensische Vereinigung in Österreich zeigt sich unterdessen "zutiefst betroffen" über die Angriffe gegen zwei Kirchen im Gaza-Streifen und Ramallah am vergangenen Wochenende in Folge von Protesten gegen die Papst-Rede an der Uni Regensburg. Man verurteile diese Akte "auf das Schärfste", ist in einer Aussendung vom Dienstag zu lesen.

Saudi-arabische Islamisten: Bedauern ist neue Beleidigung

Die saudi-arabische Organisation Al-Islam Al- Yom (Islam Heute) sieht in dem Bedauern von Papst Benedikt XVI. eine Beleidigung für die Muslime. Der Papst habe behauptet, die Muslime hätten seine Worte über den Islam in der Regensburger Rede missverstanden. Die Bemerkungen des Oberhauptes des römisch-katholischen Kirche seien aber "klar und eindeutig" gewesen und sowohl von den europäischen Medien als auch von den Muslimen richtig verstanden worden. Vorsitzender von Al-Islam Al-Yom ist der saudi- arabische Religionsgelehrte Salman al-Auda, der wegen seiner radikalen Ansichten bereits in Saudi-Arabien im Gefängnis gesessen hatte. Er hat in dem islamischen Königreich eine große Anhängerschaft.

Das irakische Parlament forderte am Dienstag eine "klare Entschuldigung" vom Pontifex, auch in der Türkei verlangten viele Muslime eine Entschuldigung des Papstes vor dem für Ende November geplanten Besuch. Mitglieder einer religiösen Arbeiterbewegung forderten das Justizministerium auf, den Papst andernfalls bei seiner Ankunft in der Türkei festzunehmen und wegen Beleidigung des Islams vor Gericht zu stellen. Der Papst wurde vom türkischen Präsidenten Ahmet Necdet Sezer eingeladen und wird am 28. November in der Türkei erwartet.

Papst bedauert "jede Form der Gewalt"

Papst Benedikt XVI. rief unterdessen zum gegenseitigen Respekt der Religionen auf. Zugleich bedauerte der Papst "jede Form von Gewalt", wie aus einem Beileidstelegramm an den Orden jener Nonne hervorgeht, die am Sonntag in Somalia nach einem Gewalt-Aufruf von Islamisten getötet worden war.

Indessen wurde bekannt, dass die umstrittene Ansprache des Papstes ergänzt werden soll. Wie aus der offiziellen Vatikan-Webseite zu entnehmen ist, will der Heilige Stuhl im Internet eine endgültige Version der Ansprache veröffentlichen, die am Rande einige Erklärungen von Benedikt XVI. enthalten soll. "Die jetzige Version ist nur provisorisch", heißt es auf der vatikanischen Webseite.

"Korrekturen"

"Die Kurie ist dabei, Ratzingers Rede zu korrigieren", kommentierte die Turiner Tageszeitung "La Stampa" in ihrer Dienstagausgabe. Der Vatikan-Sprecher, Pater Federico Lombardi, betonte, dass der Papst in Regensburg über "einen möglichen Dialog zwischen Glauben und Vernunft und über den Islam gesprochen hatte, und dabei einerseits vor den Gefahren des Rationalismus, der Gott ausschließt, und andererseits vor einem mit Gewalt aufgezwungenen Glauben gewarnt hatte, der der Natur Gottes und der Seele widerspricht".

Mit Spannung wird die Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz erwartet. Vatikan-Insider vermuten, dass der Papst wieder zu seiner umstrittenen Ansprache Stellung beziehen wird. Die vatikanische Diplomatie sei inzwischen am Werk, um den interreligiösen Dialog offen zu halten. (APA/AP/dpa/Reuters/red)