Köln - Europas führender Reisekonzern TUI rechnet in den nächsten Jahren mit einem radikalen Wandel der Touristikbranche. Der Reisemarkt, die Geschäftsmodelle von Fluggesellschaften und Veranstaltern sowie das Verhalten der Kunden veränderten sich in einem atemberaubenden Tempo, sagte TUI-Chef Michael Frenzel am Dienstag auf einem Fachkongress in Köln. "Die Branche häutet sich. Und dieser Prozess ist schmerzhaft", sagte er.

Die Internet-Technologie halte Einzug in alle Geschäftsprozesse der Touristik. "Nur dadurch lassen sich insgesamt Kostensenkungen erzielen, die auch langfristig eine ausreichende Profitabilität für die Unternehmen sicherstellen", sagte der TUI-Chef. Die Reisebranche verdiene zu wenig. Die Mehrkosten durch höhere Treibstoffpreise ließen sich derzeit nicht über die Reisepreise wieder hereinholen.

Sparmaßnahmen

Der hannoversche Reisekonzern hatte vor wenigen Wochen weitere Sparmaßnahmen und den Ausbau des Internets angekündigt. Auch Hauptkonkurrent Thomas Cook ist dabei, seine Geschäftsprozesse auf das Internet umzustellen. Die großen Veranstalter müssten sich darauf einstellen, dass ihr bisheriges Hauptprodukt - die klassische Pauschalreise - an Bedeutung verliere. Verkaufsrenner seien künftig Bausteinangebote und vom Kunden selbst zusammengestellte Reisen. Nur die Reiseveranstalter, die ihr Angebot und ihre Geschäftsprozesse rechtzeitig umstellten, könnten langfristig am Markt überleben, sagte der TUI-Chef. Der Tourismus in Europa werde 2006 zwar erneut wachsen auf ein Rekordniveau mit rund 147 Mio. verkauften Reisen. Der Anteil der Pauschalreisen mit festgelegten Flügen und Hotelbuchungen gehe aber eher zurück.

Auf dem europäischen Reisemarkt werden Frenzel zufolge in diesem Jahr knapp 42 Milliarden Euro über das Internet-Geschäft erwirtschaftet, dies entspreche einem Fünftel des Gesamtmarktes. Im kommenden Jahr dürften es 57 Mrd. Euro sein, sagte Frenzel. Seit 2002 sei der Online-Reiseumsatz in Europa jährlich um knapp 50 Prozent gewachsen.

Ziel von TUI sei, auch im Internet weltweit größter Reiseanbieter zu werden. Hauptwettbewerber seien Expedia und die Carnival-Gruppe. Reisekonzerne wie TUI könnten dabei vom eigenen Bekanntheitsgrad profitieren. Europaweit liege TUI mit seinen Internet-Seiten bei der Zahl der Besucher im Monat mit 15 Millionen an zweiter Stelle hinter Expedia. Die Online-Umsätze betrugen bei TUI im vorigen Jahr mit 1,8 Milliarden Euro gut zwölf Prozent des gesamten Reisegeschäfts. Die Aufwärtsentwicklung mit Wachstumsraten von mehr als 40 Prozent setze sich auch 2006 fort, sagte Frenzel. (APA/Reuters)