Die SPÖ-Frauen protestierten spontan gegen die Schüssel-Aussage vor dem Bundeskanzleramt: "Was er kann: Blöd reden, wenn er nicht schweigt".
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Bundeskanzler Wolfgang Schüssel hielt den Ball ganz und gar nicht flach: "Wäre ich ein Linker, würden die ganze Emanzentruppe vor mir flach liegen."
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Wien – Eine am Dienstag getätigte Aussage von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) sorgt bei SPÖ und Grünen für Empörung. Der "Kurier" berichtete zunächst, dass Schüssel bei einer Wahlkampfveranstaltung in Leibnitz den hohen Frauenanteil der Regierung mit den Worten lobte: "Wäre ich ein Linker, würde die ganze Emanzentruppe vor mir flach liegen". Die SPÖ-Frauen reagierten darauf mit einer Medien-Aktion, auch die Grünen zeigten sich "entsetzt".

Leichte Abweichungen

Die Tageszeitung "Die Presse" berichtete ebenfalls über die Aussage. Dort liest sie sich aber etwas anders: "Wäre ich ein Linker, die Feministen-Truppe würde längst vor mir liegen", soll Schüssel laut "Presse" tatsächlich in Leibnitz gesagt haben.

Der ORF wiederum gab den Sager folgend wieder: "Wäre ich ein Linker, die Feministentruppe würde schon flach liegen vor Begeisterung."

SPÖ-Frauen fordern Entschuldigung

In welcher Form auch immer, der Sager rief den Protest der SPÖ-Frauen hervor. Ungefähr 30 Frauen demonstrierten am Ballhausplatz mit dem Schriftzug: "Was er kann: blöd reden, wenn er nicht schweigt". "Die Aussage richtet sich von selbst" und sei "zutiefst frauenfeindlich und sexistisch", sagte Bettina Stadlbauer, die Bundesgeschäftsführerin der SP-Frauen. SPÖ-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek meinte: "Das war kein Ausrutscher und kein Fauxpas." Vielmehr zeige die Aussage das Frauenbild des Kanzlers. Beide forderten eine Entschuldigung.

"Unglaubliche Entgleisung"

Auch andere SPÖ-Frauen meldeten sich umgehend zu Wort: Die Kärntner SPÖ-Chefin Gabi Schaunig bezeichnete die Aussagen als "eines Kanzlers völlig unwürdig", die Wiener Spitzenkandidatin Andrea Kuntzl nannte Schüssels Auftreten "selbstherrlich und frauenverachtend", die Nationalratsabgeordnete Gisela Wurm ortete eine "unglaubliche Entgleisung" und die ÖGB-Frauenvorsitzende Renate Csörgits mahnte: "Nicht in diesem Ton, Herr Bundeskanzler." Auch die frühere SP-Frauenministerin Johanna Dohnal wollte das nicht auf sich sitzen lassen: "Als Mitglied der Emanzengruppe teile ich Ihnen mit, dass ich Ihrem Wunsch, vor Ihnen flach zu liegen, keinesfalls erfüllen könnte. Sie sind mir zu klein, daher ist mir das zu tief."

Glawischnig: "Macho-Spruch"

Die Grüne Vize-Chefin Eva Glawischnig reagierte ebenfalls "mit Entsetzen". Sie bezeichnete die Aussage Schüssels als "Macho-Spruch der übelsten Sorte"und sprach von einer "Verhöhnung der Frauen". Auch sie forderte eine Entschuldigung des Kanzlers.

ÖVP-Frauen verteidigen Kanzler

Die Bundesgeschäftsführerin der ÖVP-Frauen, Gabriela Götz-Ritchie, verteidigte den Bundeskanzler. "Mit Sexismus hat diese Aussage wirklich nichts zu tun", die Aufregung der SPÖ-Frauen sei eine "bewusste Missinterpretation", so Götz-Ritchie. "Flach liegen" sei ein umgangssprachlicher Begriff für "überwältigt sein" oder "Anerkennung zeigen". Die "absichtliche Missinterpretation – 'eine Frau zu verführen' – war damit nicht gemeint", so die ÖVP-Frauen-Geschäftsführerin. Bei der Bundesfrauenkonferenz in Salzburg habe der Bundeskanzler vor rund 600 Frauen eine ähnliche Aussage gemacht "und ist nicht falsch verstanden worden", so Götz-Ritchie. (APA)