Bunt gemischt und individuell – so investiert der 29-jährige Mediziner Kambiz Modarressy. Das Interesse für den Kapitalmarkt ist bei ihm durch Börsensendungen im Fernsehen geweckt worden. Schon im Alter von 16 Jahren hat der gebürtige Perser, der in Wien aufgewachsen ist, über das Depot seines Vaters erste Erfahrungen mit dem Kapitalmarkt gemacht und einen Österreich-Fonds gezeichnet. "Dieses erste Investment habe ich nach einiger Zeit mit Gewinn verkauft", erzählt Modarressy nicht ohne Stolz im Gespräch mit dem Standard. Bei seinem zweiten Versuch stellte sich jedoch der erste Verlust ein. Der Japan-Fonds brachte damals nicht den gewünschten Gewinn. An die Region glaubt der Hobbyfußballer jedoch nach wie vor. Denn ein Japan-Fonds befindet sich auch jetzt wieder in seinem Depot.

60.000 Aktien

Im Alter von 18 Jahren – bereits mit dem eigenen Depot – setzte Modarressy, wie viele andere, auf den boomenden Internet-Sektor, und zwar auf jenen in China. Gekauft hat er rund 60.000 Aktien von China Online, zum Spottpreis von 0,03 Euro je Anteilsschein. Aufgegangen ist die Strategie allerdings nicht. "In der Aktie war kaum ein Handel, es war nicht leicht, die Papiere wieder loszuwerden." Gerade die Depotspesen hat Modarressy mit dem Verkauf finanzieren können.

Zitterpartien hinsichtlich der Frage, ob sich bei einem Investment noch ein Gewinn ausgeht, hat Modarressy zuletzt bei Jowood erlebt. Beim Kursanstieg Ende April wurden die Stücke via Stopp-Loss dann doch noch mit Gewinn verkauft. Das Zittern gehört für Modarressy zum Anlegen. "Wer Geld in kurzer Zeit verdienen will, muss spekulieren". Garantieprodukte finden daher keinen Weg in das Portfolio des Mediziners. "Die Garantien kosten Geld", erklärt Modarressy. Wenn jemand an eine Branche glaubt, solle er direkt investieren, das erhöhe die Gewinnchance.

Pharma und Biotech

Berufsbedingt – der fertige Medizinstudent wartet derzeit auf seinen Turnusplatz – setzt Modarressy seit acht Jahren auf die Bereiche Pharma und Biotechnologie. "Die Leute werden immer älter und brauchen daher länger Medikamente" – eine Rechnung, die im Bereich Pharma jetzt schon aufgeht: "Der Pharmafonds liegt über die Jahre deutlich im Plus." Der Biotech-Fonds hingegen ist abgesackt. "Das niedrige Niveau habe ich für einen Nachkauf genutzt." Bevor er investiert, werden viele Informationen eingeholt. "Ich habe immer schon gerne Nachrichten gesehen", erzählt Modarressy. Internet-Plattformen wie Onvista und Aktienforen besucht er fast täglich. Letztendlich entscheidet er aber auch nach Gefühl.

Ruhig Blut

In hektischen Marktphasen setzt Modarressy auf die berühmte Kostolany’sche Schlaftablette. Der amerikanische Finanzexperte André Kostolany prägte einst in stürmischen Marktphasen den Satz: "Gehe nach Hause, nimm eine Tablette und lege dich schlafen." Leicht sei dies jedoch nicht, gibt der Mediziner zu.

Keine guten Erfahrungen gehen derzeit auf das Konto der derivativen Produkte. „Einen Verlust nach dem anderen haben mir Optionen und Zertifikate bisher gebracht“, gesteht Modarressy. Das Geld zum Spekulieren und Anlegen hat der angehende Orthopäde immer selbst verdient. „Auf Kredit wird nicht gehandelt“, lautet sein Grundsatz.

Unter dem Strich sei die Bilanz seiner bisherigen Anlage-strategie ausgewogen. "Die bereits realisierten Gewinne gleichen die Verluste aus." Im Portfolio – neben Pharma-, Biotech- und dem Japan-Fonds befinden sich darin auch Telekom-Titel, Immobilienaktien und Stahlwerte – stecke aber sicher noch großes Potenzial. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.9.2006)