Wien - Die Österreich-Nachricht zur am Dienstag erfolgenden Präsentation des neuen Welt-Aids-Reports: In der Alpenrepublik sind seit dem ersten Auftreten der Immunschwächekrankheit bereits knapp mehr als 2.000 Menschen an Aids erkrankt. Mit Stichtag 31. Mai waren es 2.006 Erkrankungen. 1.227 Patienten sind der durch HIV ausgelösten Immunschwäche bereits erlegen. Aus diesem Anlass betonten Fachleute gegenüber der APA, dass man auch bei der möglichen besseren Behandlung der Krankheit nicht auf die Verhütung von HIV-Infektionen vergessen dürfe. Die "Schallgrenze" der 2.000 Aids-Erkrankungen wurde erst vor Kurzem durchbrochen. Bei bisher registrierten 2.006 Aids-Patienten (davon 1.227 gestorben) gab es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 22 Neuerkrankungen an der Immunschwächekrankheit. Im ersten Halbjahr 1999 waren es 45 gewesen. Die Bundesländer-Statistik seit Anfang 1983: In Wien sind bisher 984 Menschen an Aids erkrankt (verstorben: 630) Burgenland: 22 (11) Kärnten: 50 (34) Niederösterreich: 109 (54) Oberösterreich: 336 (196) Salzburg: 76 (46) Steiermark: 161 (110) Tirol: 199 (104) Vorarlberg: 73 (42) Von den an Aids Erkrankten waren bisher in Österreich 1.616 Männer und 390 Frauen. Seit Beginn der traurigen Entwicklung sind 1.006 Männer und 221 Frauen der Immunschwäche erlegen. Doch die Entwicklung insgesamt ist vor allem durch die moderne Kombinationstherapie ausgesprochen positiv. Erkrankten im ersten Halbjahr des Jahres 2000 in Österreich 22 Personen an Aids, waren es beispielsweise vom Juli bis Dezember 1993 exakt 133 Neudiagnosen der Immunschwächekrankheit. Während im ersten Halbjahr 2000 drei Personen Aids erlagen, wurde mit 98 Opfern allein zweiten Halbjahr 1993 der traurige Gipfel registriert. AIDS wurde zu einer behandelbaren Erkrankung Dazu der Geschäftsführer des Fonds Gesundes Österreichs und zuvor viele Jahre lang Wiener Aids-Hilfe-Geschäftsführer Dennis Beck : "Was sich in den vergangenen Jahren geändert hat: Aids ist von einer tödlichen Erkrankung zu eine Großteils behandelbaren Erkrankung geworden. Das ist wunderbar für die Betroffenen, birgt aber eine gewisse Problematik für die Prävention." In Österreich sei zwar die Präventionsarbeit nie mit der Angst vor dem Tod betrieben worden, aber es sei einfach schwieriger, die Botschaft an die Menschen heran zu bringen, dass man sich auch bei weniger mittelfristiger Todesgefahr, die eine HIV-Infektion nunmehr bedeute, vor der Übertragung zuverlässig schützen müsse. Beck: "Wir sehen das an der Schwulenszene, wo wieder weniger Vorsicht eingekehrt ist. Hier brauchen wir einen neuen Schub in der Präventionsarbeit, der auch geschieht. Im heterosexuellen Bereich benötigen wir noch mehr an Vorbeugung." Insgesamt aber gehe die Entwicklung dahin, nicht allein Präventionskampagnen gegen Aids durchzuführen, sondern insgesamt sexuell übertragbaren Erkrankungen Paroli zu bieten. Der Fachmann weiter: "Insgesamt aber glaube ich, dass Aids einen enormen Schub an Patientenemanzipation und für die Präventionsstrategien gebracht hat." Das betreffe auch die psychosoziale Betreuung von chronisch Kranken. Positive Sicht der Dinge Eine positive Sicht der Dinge rund um die Immunschwächekrankheit betonte auch der Wiener Aids-Spezialist Prim. Dr. Norbert Vetter. Er führt aber einen Gutteil der Entwicklung auf die moderne Therapie zurück: "Der Grund, warum die Neuinfektionen zurück gehen liegt auch darin, dass mehr Patienten behandelt werden. Dadurch ist bei ihnen die Virusbelastung geringer, sie sind sozusagen weniger 'infektiös'." In Österreich besitzen die Experten - weil die Behandlung der HIV-Positiven und Aids-Kranken auf wenige Zentren und Spezialisten beschränkt ist - laut Vetter "hervorragende Daten" über die Situation rundum HIV. (APA)