Wien – Seit gestern ist die heimische Theaterwelt um eine beschauliche Spielstätte und eine kleine Bühnenvision reicher. Mit 29 Sitzen eröffnet in der Margaretenstraße im fünften Wiener Gemeindebezirk die "blackbox" als Ort für angewandtes, so genanntes "Cineather" – ein an filmischen Ausdrucksformen geschultes Darstellungskonzept von Stephan Perdekamp.

Seit der Gründung der Schauspielschule "Act & Fun" 1997 ist das Gespann aus Regisseur und Schauspieler Perdekamp und Sängerin Colleen Rae Holmes beschäftigt, mit ihren Ideen ein entsprechendes Schauspielerensemble zu formen. Ab nun werden die Ergebnisse dem breiten Publikum präsentiert.

An hundert Spielabenden pro Jahr soll der bisherige Stückevorrat gegeben und jährlich um zwei Premieren erweitert werden. Das Publikum kann sich auf rasante Szenenfolgen, dramatische Lichteffekte und unbegrenzte Genreanleihen, immer in ein emotionales Fegefeuer geschmolzen, einstellen.

Schließlich fußt Perdekamps Schauspielmethode auf emotionaler Projektion. An zeitgenössischen Themen abgehandelt, suchen die menschlichen Grundemotionen ihren Weg von der Bühne gewissermaßen direkt unter die Zuschauerhaut.

Damit sagen die Theatergründer dem Brechtschen Ansinnen einer vernunftgesteuerten Demarkationslinie zwischen Bühne und Zuschauer den Kampf an. In der Darstellung sollte nach Perdekamp der Sprengvorgang eingeübter Stereotypen vorgelebt werden. Die Suche nach einem vor allem an Authentizität interessierten Publikum beginnt ab sofort mit einem viertägigen Eröffnungsfestival. Bis 24. Oktober sind vier Produktionen der vergangenen Ausbildungsjahre zu sehen. (Georg Petermichl / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.9.2006)