Bregenz - Vorarlberg pflegt seine Beziehungen zu Weißrussland konsequent weiter. Der Landtag lud zur Nationalratswahl am 1. Oktober eine Abgeordneten-Delegation aus Belarus ein. "Nicht als Wahlbeobachter, sondern als Besucher", beeilt sich der VP-Abgeordnete und Rankweiler Bürgermeister Hans Kohler zu sagen. Kohler wird mit den Landtags-Gästen "in Fußgängerzonen gehen und ihnen zeigen, wie sich bei uns Kandidaten den Wählern darbieten". Im März war Kohler auf Einladung der weißrussischen Regierung Wahlbeobachter in Belarus und konnte bei der umstrittenen Präsidentschaftswahl keine Unregelmäßigkeiten erkennen. Er ist überzeugt: "Der technische Ablauf ist drüben präziser."

Zu Gast beim Diktator

Die politischen Beziehungen zur Diktatur erlebten im Jahr der umstrittenen Präsidentschaftswahl und des erweiterten europäischen Visabanns gegen den Präsidenten und 30 seiner Getreuen mehrerer Höhepunkte: Im April machten die Vorarlberger Regierungsmitglieder Manfred Rein und Erich Schwärzler Präsident Alexander Lukaschenko ihre Aufwartung. Im August wurde die stellvertretende Chefredakteurin der Vorarlberger Nachrichten, Marianne Mathis, zur Honorarkonsulin ernannt. Vergangenes Wochenende traten bei einem Tschernobyl-Kongress in Feldkirch 20 Wissenschafter, Politiker und Funktionäre aus Weißrussland auf. Die Veranstaltung wurde vom Land Vorarlberg mit 10.000 bis 12.000 Euro mitfinanziert.

Ob mit der Delegation auch Oppositionspolitiker kommen werden, kann Hans Kohler nicht sagen. "Wer entsendet wird, das bestimmen nicht wir." Vorarlberg förderte humanitäre Projekte in Weißrussland bisher mit 350.000 Euro. Konzentrierte man sich in den Jahren nach der Tschernobyl-Katastrophe auf medizinische Hilfe, liegt nun der Schwerpunkt auf Unterstützung ökologischer Projekte, die die Etablierung erneuerbarer Energiequellen zum Ziel haben. (jub, DER STANDARD - Printausgabe, 22. September 2006)