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SAP-Chef Henning Kagermann

Foto: REUTERS / KAMAL KISHORE
SAP -Vorstandssprecher Henning Kagermann, ist unter die Autoren gegangen. Gemeinsam mit Hubert Österle, Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik an der Universität St. Gallen, hat er es sich in "Geschäftsmodelle 2010 - wie CEOs Unternehmen transformieren" zur Aufgabe gesetzt, anhand von Trends und Praxisbeispielen aufzuzeigen, mit welchen Mitteln ein Unternehmen auch in ein paar Jahren in der globalisierten Welt wettbewerbsfähig sein kann. Herausgekommen sind zwar keine "totalen Neuheiten", wie Koautor Österle zugibt, sondern anhand von Beispielen und Trends soll eine Checklist geboten werden, wie konkrete erfolgsfördernde Maßnahmen umgesetzt werden könnten.

Hauptrolle

Dass in dem Buch die Informationstechnologie (IT) gewissermaßen die Hauptrolle spielt, liegt angesichts der Tatsache, dass Kagermann Chef des weltweit drittgrößten Softwarelieferanten ist (SAP setzte im Vorjahr 8,5 Mrd, Euro um und beschäftigte 38.500 Mitarbeiter), von Haus aus nahe. "IT ist das Wundermittel der ganzen Wirtschaft. Sie kriegen keine vernünftige Wirtschaft mehr ohne IT hin", betonte Kagermann bei einer Buchpräsentation in der SAP Business School im Gespräch mit dem Standard.

Geschäftsmodell

Die Antworten auf die Herausforderungen eines globalisierten Marktes gebe allerdings nicht die IT, sondern das Geschäftsmodell, das es verstünde, die IT als Intelligenzverstärker zu nutzen. Firmenbosse müssten sich daher vermehrt auch mit dem Thema IT als Teil der Unternehmensstrategie auseinandersetzen. "Ich beschäftige mich nicht mit Details, muss aber verstehen, wie eine IT-Lösung das Geschäft verändert. Und ich muss neue Geschäftslösungen auf Basis von IT erkennen", zitiert Kagermann zur Verdeutlichung eine Aussage von Noriyuku Muramatsu, Präsident des japanischen Nahrungsmittelherstellers Maruhachi Muramatsu.

Doch nicht nur die Potenziale der IT müssten die CEOs dieser Welt erkennen, sondern auch die neuen Geschäftskonzepte verstehen, die ein Unternehmen wettbewerbsfähig und damit erfolgreich machten. Und Erfolg bringt auch heute die altbekannte Erkenntnis "Der Kunde ist König" oder in anderen Worten: "Erfolgreiche Geschäftsmodelle sind auf den Kunden ausgerichtet - nicht auf das Produkt", so eine der Kernthesen des Buchs.

Leistungen

Um sich immer wieder vom Wettbewerb absetzen zu können, bedürfe es innovativer und kundenindividueller Leistungen - und hier kommt folgerichtig die Informationstechnologie wieder ins Spiel, die Innovation erst möglich macht.

Das Denken in Kennziffern, wie viel vom Budget in innovative Technologien investiert werden sollten, gehört Kagermann zufolge der Vergangenheit an. "Heute sollte ein vernünftiges Unternehmen einen Business Case machen, sich den Return anschauen, und wenn dieser stimmt, investieren", rät er.

Schlüsselfaktoren

Und auch was das Thema Arbeitslosigkeit anbelangt, sei für deren Beseitigung Innovation durch IT der Schlüsselfaktor. "Wir können nicht dadurch wachsen, dass wir mit den Kosten in Fernost konkurrieren. Die Volkswirtschaft in Europa kann nur wachsen durch Innovation - in Produkte, in die Prozesse, in Geschäftsmodelle. Wenn man es von Anfang richtig macht, können alternative Arbeitsplätze geschaffen werden", ist der SAP-Chef überzeugt. (Karin Tzschentke / DER STANDARD Printausgabe, 22.09.2006)