Klagenfurt - Kärntens Kulturlandschaft wird zunehmend zum Fall für den Staatsanwalt. Ob Klagenfurter Seebühne oder wie jüngst beim Festival für alte Musik, der Trigonale - immer wieder steht der Verdacht des Missbrauchs von Steuergeldern im Raum.

Beim Millionenfass ohne Boden, der Wörtherseebühne, einst Lieblingsprojekt des früheren Kulturreferenten Jörg Haider, gibt es keine strafrechtlich relevanten Tatbestände. Das wurde in einer eigens angesetzten Pressekonferenz des leitenden Staatsanwalts Gottfried Kranz, bekannt gegeben. Die Verfahren gegen Beinahe-Intendanten Renato Zanella und Seebühnen-Geschäftsführer Bernhard Sapetschnig wurden eingestellt. Die Verwendung der 1,6 Millionen Euro Bundessubvention zum Stopfen der Seebühnen-Finanzschulden sei nicht rechtswidrig, gab Kranz bekannt. Der Fördervertrag sei aber "äußerst vage" gewesen. Auch Gläubigerinteressen seien nicht beeinträchtigt gewesen, da die Seebühnengesellschaft zum Zeitpunkt der Überweisung der Bundesgelder nicht insolvent war.

Ausdrücklich weist die Anklagebehörde allerdings auf die "politische Dimension" im Zusammenhang mit dem lockeren Umgang mit Steuergeld. Befremdung über die Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft kurz vor der Nationalratswahl äußert die SPÖ-Abgeordnete Melitta Trunk. Auch SP-Klubobmann Peter Kaiser, Vorsitzender des Seebühnen-Untersuchungsausschusses wundert sich über den "seltsamen Zufall."

Verdacht der Untreue

Mit dem Staatsanwalt sieht sich auch der Ex-Intendant des Barockfestivals Trigonale, Michael Fendre, konfrontiert. Gegen ihn ist eine anonyme Anzeige eingelangt. "Es geht um den Abfluss von Geldmitteln zu nicht geklärten Zwecken", so Staatsanwalt Kranz gegenüber dem Standard: "Wir ermitteln jetzt in Richtung Untreue." Die Sachverhaltsdarstellung, die der Sankt Veiter Bürgermeister Gerhard Mock angekündigt hat, ist noch nicht eingelangt. Fendre - für den die Unschuldsvermutung gilt - reagierte darauf mit einem offenen Brief. Er habe trotz widriger Umstände nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Das Festival sei bis zu seinem Abgang erfolgreich gewesen, bis die "Neider und Anonymen" gekommen seien. (Elisabeth Steiner /DER STANDARD, Printausgabe, 23./24.9.2006)