Wien - SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos vergleicht Bundeskanzler Schüssel (V) mit Ungarns Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany, dessen Aussage, seine Regierung habe die Wähler belogen, Tumulte und Ausschreitungen in Budapest ausgelöst hat. Der einzige Unterschied zwischen Schüssel und Gyurcsany: Der sozialistische Premier habe zugegeben, "dass er die Menschen belogen hat", so Darabos bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Als "sehr betrübliche Dinge" bezeichnete Darabos die jüngsten Vorfälle beim österreichischen Nachbarn. Besser stehe es hingegen für seine Partei, die SPÖ. Spitzenkandidat Alfred Gusenbauer habe in der ORF-TV-Konfrontation gegen Schüssel Donnerstagabend "Kanzler-like" gewirkt, dessen Kontrahent hingegen "ziemlich gereizt, überheblich, unlocker und verkrampft". Parteieigenes Resümee: "Ich glaube, dass wir gestern den neuen Bundeskanzler gesehen haben, nämlich den unverbrauchten neuen Bundeskanzler", so Darabos über seinen Parteichef.

Handschlagqualität

Abermals wurden Schüssel gebrochene Versprechen vorgeworfen, die er bereits vor den vergangenen Nationalratswahlen getätigt habe: Über die Eurofighter-Finanzierung etwa oder Steuer- wie Pensionsreform. "Wir wollen, dass Handschlagqualität in die Politik wieder einzieht", wünscht sich Darabos nun, dafür solle selbstverständlich seine Partei verantwortlich sein. Den Ball des schmutzigen Wahlkampfes spielte er zurück, vor allem an "untergriffigen Plakaten" der ÖVP, insbesondere des ÖAAB, stoßen sich die Sozialdemokraten.

SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures ging bei der selben Pressekonferenz nochmals auf die Pflegedebatte und die Aussage Schüssels im ORF-Sommergespräch ein, dieser hätte seine Schwiegermutter ebenfalls durch eine ausländische Pflegerin betreuen lassen, hätte er dies zu organisieren gehabt. "Ich erwarte mir von einem Bundeskanzler Problemlösungen, nicht den Appell, illegal zu beschäftigen." Die Koalitionsfrage sei nach wie vor offen, bekräftigte hingegen Darabos, "wenn wir Nummer Eins werden, was wir hoffen, dann wird es die ÖVP in dieser Form nicht mehr geben", meinte er, vielleicht würde diese ja einen "Backlash zur christlich-sozialen Politik" erleben. (APA)