Klagenfurt - BZÖ-Chef Peter Westenthaler nimmt für sich und seine Parteimitglieder in Anspruch, sich weiterhin "freiheitlich" zu nennen. "Kein Gericht und keine andere Partei wird uns daran hindern", betonte er Samstagabend bei der Feier "30 Jahre Jörg Haider - 20 Jahre freiheitliche Erneuerung" in Klagenfurt. Auch Klubobmann Herbert Scheibner nimmt diese Bezeichnung für sich in Anspruch.

"Wo kommen wir denn da hin?"

"Wo kommen wir denn da hin, dass man seine Ideologie nicht mehr preisgeben darf?", fragte Westenthaler im vollbesetzten Konzerthaus der Kärntner Landeshauptstadt unter dem Jubel der geladenen Gäste: "Wir bleiben die Freiheitlichen!" Kräftigen Applaus gab es auch von Sozialministerin Ursula Haubner, Staatssekretär Siegisbert Dolinschek, dem Listenzweiten bei der kommenden Wahl, Veit Schalle, und natürlich von Haider.

Der lange Weg Jörg Haiders

Westenthaler skizzierte in seiner Rede den bundespolitischen Weg Jörg Haiders seit dem 13. September 1986, als der Wahlkärntner den damaligen Vizekanzler Norbert Steger an der Spitze der FPÖ ablöste. Haider habe seit diesem Zeitpunkt sechs Nationalratswahlen geschlagen und dabei insgesamt 2.500 Veranstaltungen sowie 1,875 Reden absolviert. In Summe habe er 78 Tage hindurch 24 Stunden am Tag gesprochen.

Persönliche Worte

Der nunmehrige BZÖ-Bundeschef fand aber auch persönliche Worte. Mit Haider habe ihn seit 1988 eine enge Freundschaft verbunden, "die ich bis heute nicht missen möchte". Er sei stolz, 1990 sein persönlicher Sekretär, sein "Kofferträger", wie manche abwertend meinten, geworden zu sein. An Haider bewundere er insbesondere den Mut, mit welchem dieser gegen das herrschende System aufgetreten sei. Jedenfalls sei er stolz, einer aus der "86er Generation der Freiheitlichen zu sein", unterstrich Westenthaler.

Strache und Stadler "Verräter

Die eigentliche "Laudatio" für den vor 30 Jahren als Parteisekretär nach Kärnten gekommenen Haider hielt BZÖ-Klubchef Herbert Scheibner, der ebenfalls keinen Zweifel an seiner ideologischen Einstellung ließ und im Hinblick auf die jetzige FPÖ-Führungsriege meinte; "Der Vergleich macht uns sicher, wo die besseren Freiheitlichen sind." Leute wie Heinz-Christian Strache und Ewald Stadler sind für Scheibner hingegen "Verräter". Er hätte Strache "mit seinen krausen Ideen" schon seinerzeit nicht in die Partei aufgenommen, Haider sei aber "zu gutmütig" gewesen.

"Sein Weg"

Der Kärntner Landesgeschäftsführer Manfred Stromberger skizzierte den Kärntner Weg Haiders mit Höhepunkten, wie die Kür zum Landeshauptmann 1989, und Tiefpunkten, wie die Abwahl zwei Jahre später. 1999 sei er aber, wie angekündigt, an die Spitze der Kärntner Landesregierung zurückgekehrt. Präsentiert wurden auch ein Film über das langjährige politische Leben Haiders sowie eine Broschüre mit dem Titel "Sein Weg".

Alles andere als politikmüde zeigte sich der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider bei der Feier anlässlich seines Einstieges in die Politik vor 30 Jahren Samstagnacht in Klagenfurt. "Jetzt geht's erst richtig los", rief er seinen Anhängern im Konzerthaus zu. Haider; "Das schönste Geschenk, das ihr mir machen könnt, ist, dass der 1. Oktober mit Peter Westenthaler ein Riesenerfolg wird."

Haider bereut nichts

"Ich bereue nicht eine Sekunde, dass ich diese Entscheidung getroffen habe", sagte Haider zu seiner Entscheidung vor 30 Jahren, auf sein Stipendium an der Columbia Universität in den USA zu verzichten und als FPÖ-Landesparteisekretär nach Kärnten zu gehen. Und "es war der Beginn einer langen Reise, die sicherlich noch lange nicht zu Ende ist". Haider: "Wir haben uns nie aufgegeben."

"Wir haben viel aushalten müssen, sie haben uns nichts geschenkt", meinte der langjährige FPÖ-Chef und BZÖ-Gründer im Hinblick auf seinen Kampf gegen den "rot-schwarzen Proporz", dessen Rückkehr im Falle einer Großen Koalition drohen würde. Er habe sich aber nie beirren lassen und den Spruch "Demokratie ist nicht das Recht des Stärkeren, sondern die Stärke des Rechts" politisch gelebt. Haider in Richtung Großparteien: "Sie sind uns immer frontal angegangen, weil sie gewusst haben, dass wir auf dem richtigen Weg sind."

"Zu gutmütig"

"Ich habe neun Bundesparteichefs von SPÖ und ÖVP konsumiert und 22 Landeshauptleute von Rot und Schwarz überstanden", zog Haider eine nummerische Bilanz seines langen Politikerdaseins. Neben vielen Erfolgen, welche die Freiheitlichen errungen hätten, gebe es auch zwei große Misserfolge: Es sei nicht gelungen, in der EU-Frage die Menschen zu überzeugen, und die von ihm bekämpfte Zwangsmitgliedschaft in den Kammern gebe es noch immer.

Als seinen persönlich größten Fehler bezeichnete es Haider, dass er "zu nachsichtig und zu gutmütig" gewesen sei. Andernfalls hätte man nämlich "viele, die dabei waren, von vornherein nicht zu uns herein gelassen", meinte er in Richtung der jetzigen FPÖ-Führung. Und zur kommenden Wahl sagte Haider: "Jeder, der am 1. Oktober nicht versteht, dass das BZÖ das beste Mittel gegen die Wiederbelebung der schrecklichen Großen Koalition ist, dem ist nicht zu helfen." (APA)