Es war wieder eine schwarze Woche für den Flugzeugbauer Airbus. Die Ankündigung einer neuerlichen Verzögerung bei der Auslieferung des Super-Jumbos A380 ließ bei vielen Kunden die Alarmglocken läuten. Sie befürchten tiefer gehende Probleme als den bisher bekannten Kabelsalat.

Airbus könnte sich zwar über die Absicht der russischen Fluglinie Aeroflot freuen, ihren Großauftrag über 44 Langstreckenflugzeuge für Boeing und Airbus aufzuteilen, doch auch in dieser Nachricht ist der Wurm drin. Denn Russlands Präsident Wladimir Putin strebt mit aller Kraft eine strategische Beteiligung an der Airbus-Mutter EADS an - und dies allein aus politischen, nicht wirtschaftlichen Motiven.

Jahrelanger Proporz

Doch Airbus hat bereits jetzt mehr Politik in seinen Strukturen, als es vertragen kann, und der Großteil der Probleme des A380 hängt damit zusammen. Der jahrelange französisch-deutsche Proporz im Management hat zu Doppelgleisigkeiten, schlechter Kommunikation und vor allem einem miserablen Krisenmanagement geführt, als die ersten Probleme mit der Verkabelung im Riesenvogel ruchbar wurden.

Hier dürfte sich unter dem neuen Airbus-Chef Christian Streiff, einem Franzosen mit perfekten Deutschkenntnissen, einiges zum Besseren gewendet haben. Das Grundproblem der politischen Abhängigkeiten - vor allem von der Regierung in Paris - kann jedoch auch Streiff nicht überwinden.

Denn Airbus war immer schon ein Produkt der Politik. Entstanden durch den politischen Willen der Europäer, das Monopol der USA im zivilen Flugzeugbau zu brechen, wird der paneuropäische Konzern weiterhin von Regierungen - und ihren milliardenschweren Staatshaftungen - gesteuert. Ohne diese Garantien wäre der A380 gar nicht gebaut worden. Der private Kapitalmarkt war nämlich nicht bereit, das Risiko dieses Fliegers zu finanziell akzeptablen Bedingungen zu übernehmen.

Airbus leidet unter dem A380

Die staatlichen Beihilfen erregen seit Langem den Zorn der USA, die nun vor der Welthandelsorganisation WTO geklagt haben. Doch wichtiger ist, dass sie die kommerzielle Lebensfähigkeit des Airbus-Geschäftsmodells infrage stellen. Als Airbus vor einigen Jahren Boeing bei der Zahl der Aufträge und Lieferungen überholte, lobten viele die Weisheit dieser europäischen Industriepolitik. Diese sei, so hieß es, gerade in einem hochpolitischen Markt wie der Luftfahrtindustrie unverzichtbar.

Doch seither hat Boeing mit seinen Flugzeugtypen wie dem energieeffizienten Dreamliner B787 die bessere Hand bewiesen, während Airbus mit dem A380 einen Flieger baut, den es technisch kaum beherrscht und den der Markt nicht wirklich will. Dazu kommt, dass der A380 so viele Kapazitäten bindet, dass auch die anderen Airbus-Produkte darunter leiden.

Anders als Boeing kann Airbus die Produktion aus politischer Rücksichtnahme nicht in Billigländer auslagern. Das ist gut für die Arbeiter in Hamburg und Toulouse. Aber im globalen Wettbewerb kommen solche Nachteile teuer - bei Airbus nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Steuerzahler. (Eric Frey; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.9.2006)