London - Ein britischer Offizier hat die Militärstrategie seines Landes in Afghanistan öffentlich in Zweifel gezogen. In einem Gespräch mit der Londoner Zeitung "Times" bekräftigte Major Jamie Loden Vorwürfe aus früheren Emails, dass der Einsatz der Luftwaffe in Afghanistan "völlig unbrauchbar" sei und stattdessen dringend mehr Soldaten und Ausrüstung benötigt würden.

Gegenüber dem Blatt beschrieb Loden, wie die Soldaten seiner Fallschirmspringer-Einheit aus Angst vor Angriffen oftmals in voller Schutzmontur mit den Waffen an ihrer Seite ins Bett gingen. Allein in 34 Tagen sei die Stellung seines Bataillons 30 Mal angegriffen worden, erzählte der 33-Jährige. Ein Sprecher des britischen Verteidigungsministeriums wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern.

Minenfeld

"Keinen Beleg" sah der Sprecher für weitere Vorwürfe, wonach die britische Luftwaffe selbst Schuld trage am Minen-Tod eines Soldaten in der nordafghanischen Provinz Helmand. Oberst Mark Wright habe über Funk einen "kleinen Hubschrauber" zur Rettung aus einem Minenfeld angefordert, berichtete ein Soldat dem britischen Massenblatt "Sun" vom Montag. Entgegen seiner ausdrücklichen Bitte habe ihm die Einsatzleitung aber einen für seine enormen Druckwellen bekannten Chinook-Helikopter geschickt.

Verzweifelt habe Wright noch versucht, den Hubschrauber zu stoppen - doch brachte dieser noch zwei der Minen zur Explosion, bevor er wieder davonflog. Der Oberst starb, fünf weitere Soldaten erlitten schwere Verletzungen. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums "bedauerte", dass Soldaten statt ihre Vorgesetzten lieber die Medien von solchen Zwischenfällen unterrichteten. (APA)