Eine schwarz-komödiantische Alltagstragödie. Erzählt wird der voraussehbare Absturz des Individuums in ein nicht solidarisches, eiskaltes gesellschaftliches Umfeld.

 

Klare Strukturen, logische Abwicklung, präzise Personenführung. Diesen Film anzuschauen bedeutet, sich einer gnadenlosen Lustschmerz-Attacke auszusetzen. Dies funktioniert über Identifikationsmuster lachender Selbstbespiegelung und über das Mitleiden. So genau könnte es passieren. So ist es passiert.

Immer wieder. Roland Düringer legt die Rolle als Action Hero der Subspezies Homer Simpson oder Bruce Willis an – körperlich gequält, immer strebend bemüht, zum permanenten Scheitern verdammt. Er hat überzeugende und neben den brachialen Auszuckern auch sehr stille Momente der Verzweiflung. Im Grunde ist er ein Guter, auch wenn er lange versucht, als Angepasster mit Ausbeutung und Korruption klarzukommen.

Daneben spielt das Haus selbst, das Herbert Krcal (Düringer) umbauen, aufbauen, herrichten will, eine entscheidende Rolle. Diese massive dokumentarische Präsenz ist nur im Film herzustellen: feuchte Wände, Zusammenbruch, Ruinen – das sind nachvollziehbar keine Kulissen, sondern realer Gatsch und Staub. Murphys Gesetz in klarer Anwendung: Alles was danebengehen kann, tut genau das. Jeder Versuch, aus der Katastrophe herauszukommen, intensiviert das Chaos. Die Plotentwicklung ist nach unten vorgegeben: in Richtung freier Fall.

Es geht um die Verwirklichung eines Rests von Alltagsutopie. Wie zum Hohn auf alle Werbelügen des glatten Gelingens entpuppt sich jede vermeintliche Hilfe als Ausbeutung oder eigennützige Anbiederung. Aber der Film gibt seine Helden (Herrn und Frau Krcal) nicht auf. Ihre Hoffnung, auf der permanenten Baustelle des gesellschaftlichen Brachlandes halbwegs integer zu überleben, wird nicht denunziert. Und das Ganze ist schwarz, traurig, kritisch, kathartisch und lustig. So wie eine Tragödie sein muss.

Düringer ist von einer Gruppe von Schauspielprofis (u. a. Nina Proll, Wolfgang Böck, Alfred Dorfer, Lukas Resetarits) prominent umgeben, die unter der Regie von Harald Sicheritz aus einer Ein-Mann-Parforcetour (in der Bühnenversion seines Stückes hatte Düringer alle Rollen gespielt) eine atemberaubende Milieustudie machen. Hinterholz 8 ist bekanntlich der an den heimischen Kinokassen erfolgreichste österreichische Film aller Zeiten. Regisseur, Produzenten und Hauptdarsteller sind noch mit weiteren Produkten in der Top-Ten-Liste vertreten. Mit einer Weglegung in die Schublade des „Kabarettfilms“ wurde versucht, den Film zu entschärfen und ihn als Fall für die leidige Debatte zu bemühen: Erfolg oder cineastisches Gelingen, Gunst des Publikums versus Anerkennung vonseiten der Filmkritik. Hinterholz 8 hat diese Diskussion elegant ausgehebelt; das heißt: großer Erfolg für einen gelungenen Film.

Birgit Flos ist Filmpublizistin; seit 2005 Leiterin der Austro-Jahresfilmschau Diagonale