Wiener Neustadt/Wien - "In den ersten Oktobertagen" werde man den fünfjährigen Yousif Assad operieren, berichtet aus dem Wiener Neustädter Krankenhaus Dieter Tepisch, der dortige ärztliche Leiter. Konkret, sobald das Ärzteteam, das für die Entfernung der lebensbedrohenden Geschwulst vom Rücken des gelähmten Bagdader Buben notwendig ist, gemeinsam Zeit hat. Zwei Neurochirurgen und ein plastischer Chirurg - letzterer, um das Loch in der Wirbelsäule abzudichten, mit dem der Bub auf die Welt gekommen ist - werden benötigt.

Außerdem werde man Yousif eine "Ableitung für Hirnwasser" implantieren. Bei den Voruntersuchungen habe sich nämlich herausgestellt, dass der aufgeweckte Bub an erhöhtem Hirnwasserdruck leide, was unbehandelt zu "mentalen Beeinträchtigungen" führen könne: "Das wird ihm erspart bleiben. Es grenzt ohnehin an ein Wunder, dass er mit der Geschwulst, die jederzeit platzen und eine tödliche Hirnhautentzündung zur Folge hätte haben können, fünf Jahre durchgehalten hat", sagt Tepisch.

Weite, gefährliche Reise

Für den Eingriff, der in Wiener Neustadt kostenlos durchgeführt wird, waren Yousif und sein Vater weit und gefahrvoll gereist. Eine private, auf Spendengelder angewiesene Hilfsaktion, die nach einem Bericht im Standard auf beträchtliches Medienecho gestoßen war, hatte sich für Transport und Operationsmöglichkeit eingesetzt, über Widerstände, vor allem auf Airline-Seite, hinweg.

"Bisher kannte ich bei Evakuierungen per Flugzeug zwei Varianten: Wenn der Patient im Sitzen transportiert werden kann, humpelt er in die Maschine und fliegt mit - kostet aus dem arabischen Raum rund 500 Euro. Wenn er liegen muss, kommt die Ärzteflugambulanz zum Einsatz - kostet 8000 Euro", schildert an der Hilfsaktion beteiligte Martin Widhalm vom Führungsstab des Bundesheeres.

Nichts jedoch hatte der bis dato von der "Version Yousif" gewusst, einem Liegendtransport, der unter dem Druck der Verhältnisse per AUA-Chartermaschine durchgeführt werden musste. "Der Verhandlungsaufwand war beachtlich", berichtet Widhalm. Die 2660 Euro, die die AUA für vier Sitzplätze und den Einbau eines Stretchers für eine Tragbahre verlangte, hat Widhalm aus eigener Tasche vorfinanziert - mit der Option, sie aus den Spendengeldern rückerstattet zu bekommen.

Große Nachfrage - Begrenztes Budget

"Ein Stretcher belegt sieben Sitzplätze und muss bereits in Wien montiert werden. Wir sind hier also ohnehin entgegen gekommen", meint dazu AUA-Sprecher Johann Jurceka. Für möglichst kostengünstige internationale Stretcher-Transporte bestehe "Nachfrage ohne Ende", aber die AUA habe dafür "nur ein begrenztes Budget".

Hilfsaktions-Mitinitiatorin Eli Fröhlich ist trotzdem "berührt und sprachlos, wie viele Menschen bereit sind, sich mit uns für Yousif zu engagieren". Bisheriger Spendenstand: Knapp 4200 Euro. In Wiener Neustadt etwa sei das Schicksal des Buben in aller Munde - "und für ein Benefizkonzert am 3. Oktober hat Bürgermeister Bernhard Müller seinen Ehrenschutz zugesagt". (Irene Brickner/DER STANDARD-Printausgabe, 26.09.2006)