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Im Zuge der Sicherheitsinitiative des Redmonder Softwarekonzerns Windows Live OneCare, die bereits in den USA erhältlich ist, hat man mit dem Safety Scanner ein kostenloses Antiviren- und Wartungs-Tool als Internet-Apllikation auf den Markt gebracht. Das Angebot ist bei Konsumenten und der Konkurrenz nicht unumstritten. Gerhard Göschl ,Sicherheitssprecher von Microsoft-Austria, hat im Email-Interview mit dem Webstandard Stellung bezogen.

WebStandard: Weshalb hat sich Microsoft dazu entschieden selbst eine Sicherheitssoftware auf den Markt zu bringen?

Gerhard Göschl: Wie unsere Kunden uns immer wieder mitteilen, hätten sie gerne nach Möglichkeit nur einen Ansprechpartner. Dazu kommt, dass Sicherheits-Funktionen von den Anwendern in der Zwischenzeit genauso als Zubehör betrachtet werden, wie z.B. ein Sicherheits-Gurt in einem Auto. Je mehr Sicherheitsfunktionen von Haus aus dabei sind, desto weniger muss sich der Benutzer im Nachhinein darum kümmern.

WebStandard: Kritische Stimmen meinen, Microsoft sollte sich lieber darauf konzentrieren ein sicheres Betriebssystem zu entwickeln. Wie sehen Sie diese Aussage?

Gerhard Göschl: Sicherheit besteht aus mehreren Komponenten. Im Laufe der Zeit wurden immer mehr dieser Komponenten in das Betriebssystem integriert. Angefangen von den Port Filter Möglichkeiten bei Windows 2000, der Firewall bei Windows XP, und einer ganzen Reihe von weiteren Sicherheits-Funktionen bei Windows Vista. Gerade mit Windows Vista wird ein weiterer großer Schritt in Richtung Sicherheit gemacht. Wie im richtigen Leben gibt es aber auch in der IT keine 100% Sicherheit. Wir glauben dass wir in den letzten Jahren einen großen Fortschritt gemacht haben, und Analysten wie Gartner aber auch viele Kunden bezeugen das. Ich weiß schon, dass das einige Leute nicht gerne hören, aber im Vergleich ist die Microsoft Plattform richtig eingesetzt so ziemlich die sicherste.

WebStandard: Denken Sie, ist es aus Microsofts marktbeherrschenden Sicht zulässig eine internetbasierte Gratis-Schutz-Software wie den Safety Scanner herauszubringen? Bedeutet das für viele ihrer Konkurrenten und Partner in Sachen Sicherheit nicht entscheidende Nachteile hinnehmen zu müssen?

Gerhard Göschl: Das ist eine interessante Frage. Auf der einen Seite heißt es: "Microsoft soll seine Betriebssysteme und Anwendungen sicherer machen". Wird diesem Wunsch der Kunden dann Rechnung getragen heißt es sofort: "Ja ist denn das erlaubt?" Prinzipiell ist es aber so, dass der "Safety Scanner" ja kein vollwertiger Virenschutz ist. Mit dem Windows Live OneCare Safety Scanner kann ich zwar jederzeit meinen Computer nach Viren durchsuchen, und diese entfernen. Ich muss es aber selber anstoßen. Auf diese Art habe ich klarerweise keinen kontinuierlichen Schutz. Möchte ich laufend geschützt sein, muss ich eine entsprechende AntiViren Software auf dem PC installieren.

WebStandard: Einige der Tools von "Safety Scanner" hat auch Windows XP bereits integriert (Defragmentierung) Was ist Microsofts Intention diese Funktionen ins Internet zu verlagern?

Gerhard Göschl: Der Safety Scanner von Windows Live OneCare ist ein kostenloser Dienst, der konzipiert wurde, die Leistung und Sicherheit eines Computers zu verbessern. Der Benutzer kann damit nach Viren suchen, und diese entfernen. Er kann nicht mehr benötigte Dateien von der Festplatte entfernen und z.B. durch Defragmentierung die Leistung seines Computers verbessern. Die beiden letzteren Funktionen sind an sich schon immer bei Windows vorhanden gewesen. Studien haben aber gezeigt, dass kaum ein Benutzer diese Funktionen verwendet hat. Durch den Windows Live OneCare Safety Scanner werden diese sinnvollen Funktionen dem Benutzer gegenüber einfach sichtbarer gemacht.

weiter: Vertrauen der User, Google und Ausblick auf Web-Applikationen

WebStandard: Glauben Sie, die User haben Vertrauen zu einer Sicherheitssoftware, die aus dem Internet gestartet werden muss?

Gerhard Göschl: Aus der Sicht des Sicherheits-Experten kommt es leider viel zu oft vor, dass Computer Benutzer irgendwelche Programme aus dem Internet starten bzw. sich herunterladen. Da ist dann auch sehr viel an Schadsoftware dabei. Der Anwender sollte sich also genau überlegen, von welcher Webseite und von welchem Anbieter er sich Programme auf seinen Rechner holt. Microsoft adressiert diese Thematik durch den Einsatz von digitalen Signaturen. Microsoft Software, die aus dem Internet herunter geladen werden kann, ist so eindeutig gekennzeichnet.

WebStandard: Will man die Anwender mit der kostenlosen Software für die kostenpflichtige Version gewinnen? Ist das ein mehr ein werbetechnischer Schachzug, als eine ernst gemeinte Sicherheitslösung?

Gerhard Göschl: Der Schutz der Anwender und Benutzer ist für uns ein ganz wichtiges Thema. Daher bieten wir verschiedene Möglichkeiten, um diesen Schutz zu erhöhen. Angefangen von Schutzmaßnahmen die im Betriebssystem oder in den Programmen integriert sind, bis hin zu zusätzlichen Programmen. Einige dieser zusätzlichen Programme sind kostenlos, einige kostenpflichtig. Kostenlose Programme wie der Windows Defender werden es auch in Zukunft bleiben. Bei Windows Vista ist der Defender sogar Teil des Betriebssystems. Bei der Anti-Viren Lösung waren die Marktverhältnisse etwas anders gelagert, deshalb haben wir uns entschlossen in Einklang mit den Wettbewerbsbehörden hier ein getrenntes und kostenpflichtiges Produkt anzubieten.

WebStandard: Was steht als nächstes an, eine webbasierte Firewall?

Gerhard Göschl: Prinzipiell ist eine Webbasierte Firewall natürlich denkbar. Im Grunde ist ja jede zentrale Firewall eine Webbasierte Firewall. Sprich: Sämtlicher Datenverkehr zum und vom PC muss einfach über eine zentrale Stelle geführt werden. Dort kann dann dieser Datenverkehr gefiltert und gesäubert werden. An sich kann das jeder Internet Service Provider durchführen. Von Seiten Microsoft ist diesbezüglich aber derzeit nichts geplant.

WebStandard: Wie sieht MS die Konkurrenz seitens Google, die immer mehr Gratis-Office-Applikationen veröffentlichen?

Gerhard Göschl: Jeder Benutzer hat unterschiedliche Bedürfnisse. Wir glauben, dass wir diese Bedürfnisse sehr gut abdecken können. Gratis Textprogramme gibt es schon lange, und auch von Microsoft. Angefangen von Notepad um einfache Texte festzuhalten, über Wordpad mit dem man auch schon ganz gut formatierte Texte verfassen kann. Möchte ich mehr machen, gibt es die kommerziellen Angebote. So zum Beispiel Microsoft Works, wo dann auch schon komplexer Funktionen integriert sind, bis hin zu Microsoft Office, dem Flaggschiff. Gerade am Beispiel Google sieht man aber auch sehr gut, dass am Software Markt immer noch ein starker Wettbewerb herrscht, wo man sich als Software Anbieter behaupten muss. Im Endeffekt wird und soll der Benutzer den Wettbewerb entscheiden.

WebStandard: Werden künftig auch MS-Programme immer häufiger ins Web verlagert?

Gerhard Göschl: Abhängig von den Rückmeldungen, die wir von Kunden bekommen werden bei uns die Entscheidungen in der Produktentwicklung gefällt. Mit Windows Live ist gerade ein Web zentriertes Service Angebot im Aufbau, welches sicher noch wachsen wird. Es gibt aber auch Grenzen. Diese sind einerseits technologisch, andererseits aber auch bei den Arbeits-Gewohnheiten zu finden. Wie immer wird es auch hier nötig sein, den goldenen Mittelweg zu finden. (Fragen stellte Zsolt Wilhelm)