Gerhard Rodler, Immobilien- Fachjournalist.

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Der Bundesimmobilientag vergangener Tage hatte so einiges mit dem Ungeheuer von Loch Ness zu tun. Bei beiden ist der Zeitpunkt des Erscheinens im langjährigen Schnitt absehbar - bei Nessie waren es immer die Sommermonate, beim Bundesimmobilientag sind es immer die Wochen danach. Und auch der Nachrichtengehalt der beiden Veranstaltungen hält sich stets die Waage: viel Lärm um nichts.

Jahrelang hatte diese Veranstaltung davon gelebt, dass als größter Fortschritt Stillstand angesehen wurde. Stillstand beispielsweise bei den Imagewerten der Immobilienmakler, Stillstand bei Dingen wie einer Berufshaftpflichtversicherung, Stillstand als Prämisse.

Neuerdings - seit dem Amtsantritt von Thomas Malloth, um genau zu sein - herrscht bei den Interessenvertretern der Immobilentreuhänder ein radikal anderer Wind. Seit vergangener Woche gibt es - vorerst nur auf freiwilliger Basis - eine Berufshaftpflichtversicherung, welche unter anderem die Konsumenten dann schadlos hält, wenn der Makler Beratungsfehler bei der Vermittlung von Immobilien begeht. Darüber hinaus wurde die Ausbildung in der Branche normiert und damit auch den Konsumenten eine gewisse Sicherheit darüber gegeben, wer ihnen da jetzt wirklich mit welchen Fähigkeiten gegenüber sitzt. Das sind nur zwei Beispiele von vielen.

Dass diese Zukunft dennoch keine bequeme sein wird, ist anzunehmen. Denn wann auch immer ein Markt und dessen Teilnehmer transparenter werden, gibt es auch Verlierer. Zu Letzteren zählen jene, die die Zeichen der Zeit nicht wahrhaben wollen und die sich gegen alles stellen, was neu, was radikal anders ist und was vor allem auch in Richtung Kunden- beziehungsweise Konsumentenorientierung geht.

Die Früchte der Arbeit konnten in der Geschichte nie die Reformer, sondern immer nur deren Nachfolger ernten. Es war daher zu erwarten, dass dem neuen Fachverbandsobmann Thomas Malloth auch Gegenwind aus den eigenen Reihen entgegenweht. Wenn ihm die Freude an seinem Tun jedoch nicht vermiest wird, dann könnte Immobilienmakler in einigen Jahren endlich ein renommierter Beruf werden. Dann würden nicht mehr 70 Prozent der Immobilientransaktionen am Makler vorbeigehen, wie das in Österreich derzeit noch der Fall ist. Fazit: Endlich tut sich mehr als am Loch Ness. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.9./1.10.2006)