Den Schwierigkeitsgrad der Abfahrt entscheidet jeder für sich.

Foto: www.mbike.at
Zumindest für Skifahrer ist die Umstellung nicht die allergrößte: Auf der blau markierten Strecke tummeln sich die Sonntagsfahrer - allerdings bereift und wesentlich rasanter im Sattel eines Mountainbikes und neuerdings auf Off-road-Rollern. Verbale Grabenkämpfe wie im Winter, die klären sollen, ob nun das Carven oder Boarden schöner sei, gibt es nicht. Der Kampf im Graben ist ein echter und wird von jedermann geteilt, der je versucht hat, durch die drei besonders präparierten Strecken in Richtung Tal zu kommen. Parallel und quer zu den bestehenden Pisten am Semmering verläuft der "Bikepark", der vor allem jene Radler seit Juli bedient, die nur bergab fahren wollen.

Gondeln statt treten

Auch das restliche System kennt man vom Skifahren: Tageskarte an der Talstation kaufen (für Erwachsene 19,50 ¬), mit der Kabine gen Bergstation gondeln und dann entscheidet man sich für ein Gerät und die Schwierigkeit der Abfahrt. Zwischen 1300 und 2400 Meter sind die Tracks lang, verwegene, stets behelmte Fahrer wählen natürlich die kleineren Umwege über Rampen, Halfpipes oder Buckelpisten. Noch neuer als die Anlage selbst sind nur die fett bereiften, giftgrünen Roller, die einen ohne Pedale - dafür allerdings mit Bremsen - problemlos, aber nicht spaßfrei nach unten bringen.

Wer sich nicht sicher ist, ob daraus jemals eine große Passion wird, kann vor Ort auf den Verleih zurückgreifen, für das Rad muss man ca. 40 €; pro Tag einkalkulieren, das rollende Spielzeug gibt's schon um 5 €.

Natürlich funktioniert auch dieser Sport in einer Zuschauvariante mit obligatorisch implementierter Hüttengaudi: Nennt sich "Erstes Downhill-Rennen im Bikepark Semmering" und verrät dem unbedarften Noch-nicht-Trendsportler, was man mit der schwierigen, in diesem Fall roten Piste, eigentlich alles anstellen könnte. Heute, Samstag, und morgen, Sonntag, zeigt der Österreichische Radsportverband wie's geht und lädt dann in die "Zauberbar" zur Abschlussparty, welche wiederum nur das Ende der Rennsaison zum Fest erhebt, denn der Bikepark wird noch bis Ende Oktober mittwochs bis sonntags geöffnet bleiben.

Dass dem sonst so Einsamkeit versprechenden Mountainbike-Sport irgendwann eine Fix-fertig-Variante mit Aufstiegshilfe zuteil werden würde, war wohl klar. Während die Tourengeher unter den Skifahrern nur mehr eine Minderheit sind, kommen die Mountainbiker noch überwiegend selbsttätig auf den Berg, aber auch hier findet eine Professionalisierung statt: Einfache Fahrtechnikkurse werden über die Arge Mountainbike mittlerweile ebenso angeboten wie berufsbildende Kurse zum Guide, die mit einer Skilehrerausbildung durchaus vergleichbar sind.

Sattelfeste Profis

Als erste Region setzt Niederösterreich Süd-Alpin diese Guides dann auch ein, um den Mountainbike-Fahrer bei Bedarf einen Halbtag oder ganztägig auf dem 1400 Kilometer langen Streckennetz mit derzeit 75 Routen zu begleiten. Private Führungen sind ebenso möglich wie Gruppenfahrten, pro Person kostet die geführte Halbtagestour ab 13 €. Mit dem regionalen Kartenmaterial der Arge, das die ohnehin einheitliche und hilfreiche Beschilderung unterstützt, sind individuelle Touren ohne Probleme planbar.

Wer ein Wochenende oder auch mehrere Tage so unterwegs sein will, wird auch von den mountainbikefreundlichen Betrieben unterstützt. Auf dem Semmering sind das vorerst zwei Häuser: Der Payerbachhof bietet eine drei- und eine fünftägige Variante, die Halbpension und angenehmerweise auch gleich ein Leih-Mountainbike inkludiert, um 155 oder 199 €; pro Person im Doppelzimmer an. Angepasst an die Bedürfnisse der Mountainbiker hat sich ebenfalls der Alpenhof Kreuzberg, ein gemütliches Chalet nach den Entwürfen von Adolf Loos, wo neben zwei Übernachtungen mit Frühstück auch ein für Radler nicht selbstverständliches Degustationsmenü und kostenlose Leihräder um 140 €; serviert werden. In beiden Häusern erhält man Tipps für Routen, oder man überlässt die Planung eben gleich den erfahrenen Guides, die hier gebucht werden können. Vorausgesetzt wird nur, dass man bereit ist, aus eigenem Antrieb auch bergauf zu fahren. (Sascha Aumüller/Der Standard/30.09/01.10.2006)