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Oligarch Oleg Deripaska will den weltgrößte Alu-Konzern schmieden.

Foto: APA/EPA/Dmitri Astakhov
Moskau - Der Aufstieg russischer Konzerne zu führenden globalen Spielern stößt immer wieder auf Hindernisse. Die luxemburgische Arcelor ließ Anfang Sommer die geplante Fusion mit Severstal zum weltgrößten Stahlkocher platzen. Die russische staatliche Wneschtorgbank versucht bisher vergeblich, ihre 5,02 Prozent am europäischen Luftfahrtkonzern EADS auf die Sperrminorität aufzustocken. Nun hat sich ein alter Besitzstreit in den Weg zur Bildung des weltgrößten Alukonzerns gestellt.

Russlands größte (weltweit drittgrößte) Alu-Firma des russischen Oligarchen Oleg Deripaska, Russkij Aluminii (RusAl), will mit dem Branchenzweiten SUAL zum weltgrößten Aluminiumkonzern verschmelzen. Als dritte im Bunde wird die Schweizer Glencore geführt.

Nun hat sich aber mit Michail Chernoy eine alte Größe der Branche zurückgemeldet und verlangt von Deripaska drei Mrd. Dollar oder 20 Prozent der RusAl-Aktien zurück. Im Interview mit der Financial Times sagte der in Israel lebende Chernoy, er könnte noch im Oktober gegen Deripaska klagen – laut Insidern in London, wo RusAl in den nächsten drei Jahren einen IPO plant.

Die 90-er Jahre

Die Bekanntschaft Deripaskas und Chernoys geht auf die 90-er Jahre zurück, in denen sich auch in der Alu-Branche alle Unrühmlichkeiten der russischen Privatisierungsgeschichte wie blutige Übernahmeschlachten, Auftragsmorde und gezielte Betriebsvernichtungen ereignet hatten. Damals erlangte Chernoy mit seinem Bruder Lev die Kontrolle über einen Großteil der Branche. Deripaska wurde von ihnen protegiert. Ende der 90-er gingen RusAl und SUAL als Sieger der Verteilungskämpfe hervor. Chernoy, ständig im Visier internationaler Geldwäsche-Ermittler, verkaufte seinen Anteil an RusAl 2001 an Deripaska und erhielt 250 Mio. Dollar sofort. Der Rest sollte folgen. RusAl leugnet weitere Verbindlichkeiten, Chernoy hält Deripaska vor, sich nicht an eine schriftliche Vereinbarung zu halten.

Wie auch immer, mit Österreich haben beide Unternehmer ein gutes Verhältnis. Der übel beleumundete Chernoy hatte vor Jahren sein Glück in Bulgarien versucht, wo er 2000 Aufenthaltverbot erhielt. Im Zuge dessen musste er sich von der bulgarischen Mobiltel trennen und veräußerte sie an die Gruppe um Martin Schlaff, der sie 2005 mit einem Gewinn von rund 800 Mio. Euro an die Telekom Austria weiter verkaufte – mitfinanziert wurde der Deal von der Bawag.

Österreich-Transfer

Auch der 38-jährige Deripaska, laut Forbes-Liste neun Mrd. Dollar schwer, hat Österreich lieb gewonnen. Mit dem Grazer Motorenhersteller AVL List schloss er kürzlich einen Know-How-Transfer ab. Dem Vernehmen nach besteht auch reger Kontakt mit Magna in Graz. Wie gut das in Wien kolportierte Verhältnis zum BZÖ ist, lässt sich nicht sagen. Faktum ist, dass Deripaska mit anderen russischen Oligarchen im Februar Gast bei einem "Russischen Meinungsaustausch" mit Hubert Gorbach und anderen BZÖ-Granden im Wiener Kursalon Hübner war.

Dass frühere Top-Manager aus den Strukturen Deripaskas und Chernoys auch große Aktien-Anteile an der undurchsichtigen und etwa in Turkmenistan aktiven Pipeline-Baufirma Zangas besaßen, hat das Wirtschaftsblatt Vedomosti kürzlich berichtet. Das Kuriosum: Zangas ist ebenso wie die Centragas Holding (hält über Raiffeisens Treuhände 50 Prozent am dubiosen russisch-ukrainischen Gastransportkonsortium RosUkrEnergo) in der Wiener Löwelstraße 12 registriert. (Eduard Steiner, Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.10.2006)