Kairo/Addis Abeba - In den diplomatischen Bemühungen um eine Lösung für die Krise in Darfur deutet sich eine Annäherung zwischen dem Sudan und dem Westen an. Die international unter Druck geratene Regierung in Khartum unterstützt einem hochrangigen Vertreter des Landes zufolge einen internationalen Kompromissvorschlag. "Wir möchten, dass die Soldaten der Afrikanischen Union (AU) mit mehr Truppen und Logistik gestärkt werden", sagte ein Gefolgsmann des sudanesischen Vertreters von Darfur, Mohammed al-Dabi, am Montag in Kairo der Nachrichtenagentur Reuters.

Der Politiker, der anonym bleiben wollte, bestärkte damit Äußerungen des EU-Vertreters in der Krisenregion, Kent Degerfelt. Dieser hatte bei einem Besuch von EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso im Sudan gesagt, die Regierung in Khartum scheine der so genannten AU-Plus Alternative offen gegenüberzustehen.

AU-Plus sieht vor, dass die AU-Soldaten ihren Einsatz länger als bisher geplant fortsetzen und ausbauen. Unterstützt werden sollen sie dabei von Blauhelmsoldaten. Der Vorschlag wird derzeit diskutiert. Die sudanesische Regierung wehrt sich beharrlich gegen eine reine Mission der Vereinten Nationen (UN). Sie argumentiert, der geplante UN-Einsatz sei lediglich ein Plan westlicher Staaten, den Sudan erneut zu kolonialisieren. Der UN-Sicherheitsrat hat eigentlich schon beschlossen, 22.500 Soldaten nach Darfur zu schicken, die den Einsatz von der AU übernehmen sollen. Die Truppe existiert aber bislang nur auf dem Papier.

Barroso warb bei seinem Besuch eindringlich für die Einigung auf einen Plan, um den leidenden Menschen in der westsudanesischen Region Frieden zu bringen. "Wir möchten ein Szenario wie in Ruanda vermeiden, wo die internationale Gemeinschaft weggegangen und ihrer Verantwortung nicht nachgekommen ist", sagte Barroso.

Die AU hat sich indes bereit erklärt, ihre etwa 7000 Soldaten und Beobachter noch bis zum Jahresende in Darfur zu belassen. Auch wegen ihrer schlechten Ausstattung haben diese jedoch bislang kaum etwas gegen die Gräueltaten dort ausrichten können. Am Montag forderten Vertreter des Bündnisses daher eindringlich mehr internationale Unterstützung.

Seit 2003 sind durch die Gewalt zwischen Rebellen und von der Regierung unterstützten Milizen schätzungsweise 200.000 Menschen in Darfur getötet und rund 2,5 Millionen Menschen vertrieben worden. (Reuters)