Eine der vielen Demos gegen Studiengebühren: Im November 2004 gingen Studierende auf die Straße, um für freie Bildung einzutreten. Genützt hat es bisher nichts - viele Hoffnungen ruhen auf einer SP-Regierungsbeteiligung.

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Noch vor einer Woche verteidigte Bildungsministerin Gehrer ihre vielkritisierte Bildungspolitik: Mit den Studiengebühren habe sie anfangs "keine Freude" gehabt, es sei aber schließlich richtig gewesen. Von dieser Richtigkeit sind allerdings vor allem die Parteien links der Mitte nicht überzeugt. Seit die damalige ÖVP-FPÖ-Koalition 2001 den kostenlosen Zugang zu Universitätsstudien abschaffte, versprechen SPÖ, Grüne und KPÖ eine Abschaffung der Studierendenbeiträge.

"Koalitionsbedingung"

Die Grünen machten im Nationalratswahlkampf die Abschaffung der Gebühren zur "Koalitionsbedingung", bei der SPÖ sieht das Ganze schon etwas verschwommener aus. Dass man mit den Gebühren nicht glücklich ist, ist auch offiziell kommunizierte Parteilinie. Ob man dafür jedoch eine Koalition mit der ÖVP aufs Spiel setzen würde, steht auf einem anderen Blatt. Gusenbauer bemühte sich in den ersten Stellungnahmen zu seinem Wahlsieg, die Bürgerlichen nicht zu sehr zu vergrämen: Man wolle die Gebühren zwar abschaffen, das Wort "Bedingung" fiel aber nicht. Im Gegenteil - Immer wieder betonte der SP-Chef, man müsse in einer Koalition eben zu einer "stabilen Zusammenarbeit" kommen und sich einig werden.

Kleingeld für den Staat

Rein finanziell gesehen sind die Studienbeiträge nicht mehr als Kleingeld - für den Staat, wohlgemerkt. Insgesamt nehmen die Universitäten jährlich rund 140 Millionen Euro durch die Studiengebühren ein. Das entspricht etwa den jährlichen Einnahmen des Bundes aus Schenkungs- und Erbschaftssteuer. Für den Einzelnen sieht die Sache schon anders aus: Derzeit betragen die Studiengebühren für Österreicher, Angehörige von EU- und EWR-Mitgliedstaaten sowie Schweizer 363,36 Euro pro Semester, alle anderen müssen doppelt so viel bezahlen. Das ist zwar in den meisten Fällen nicht existenzbedrohend, stellt aber doch eine deutliche finanzielle Belastung dar - ohne unterstützende Eltern lässt sich ein Studium praktisch nicht finanzieren, wenn man keinen Nebenjob abseits der Uni hat. Was wiederum die Studiendauer verlängert - ein ewiger Kreislauf.

Die ewige Warteliste

Als Resultat der Einführung der Gebühren sank die Zahl der Studenten an den Universitäten demnach auch um 20 Prozent von 244.000 im Wintersemester 2000/01 auf 195.000 im Wintersemester 2001/02. Mittlerweile studieren wieder 218.000 Personen an den österreichischen Unis. An den Zuständen auf den österreichischen Massenuniversitäten haben die Studiengebühren wenig geändert - überfüllte Seminare und Wartelisten gehören mehr denn je zum täglichen Studierendenleben. (Anita Zielina)