Paris - Bei den französischen Sozialisten muss die als Favoritin gesetzte Regionalpolitikerin Ségolène Royal zwei Männer aus dem Feld schlagen, um Präsidentschaftskandidatin ihrer Partei zu werden. Kurz vor Abgabeschluss am Dienstag erklärten Ex-Premier Laurent Fabius und der frühere Wirtschafts- und Finanzminister Dominique Strauss-Kahn ihre Kandidatur. Ex-Kulturminister Jack Lang entschied sich in letzter Minute, nicht anzutreten.

Die 185.000 Parteimitglieder bestimmen ab Mitte November in einer Urwahl den Spitzenkandidaten der Sozialistischen Partei (PS) für das höchste Staatsamt. Bis dahin müssen die Anwärter in drei Fernsehdebatten und drei Diskussionsrunden vor Parteimitgliedern gegeneinander antreten. Der Sieger der Auswahl wird im Rennen um die Nachfolge von Amtsinhaber Jacques Chirac dann voraussichtlich gegen den konservativen Innenminister Nicolas Sarkozy antreten.

Opfer "im Geiste der Parteizisziplin"

Er erbringe das Opfer "im Geiste der Parteidisziplin", sagte Lang am Montagabend im Fernsehsender TF1 zu seinem Verzicht. Außerdem folge er mit seiner Entscheidung einem Wunsch von Parteichef François Hollande, dem langjährigen Lebensgefährten von Royal. Lang ließ nicht durchblicken, welchem der parteiinternen Kandidaten seine Sympathien gelten. Vergangene Woche hatte schon Ex-Premier Lionel Jospin das Handtuch geworfen, der in den Umfragen auf Platz zwei hinter Royal gelegen war.

Die 53-jährige Royal ist seit 2004 Präsidentin der westfranzösischen Region Poitou-Charentes. Die vierfache Mutter war seit den 90er Jahren drei Mal Ministerin, unter anderem für Umwelt und Familie. Der 57 Jahre alte Wirtschaftsprofessor Strauss-Kahn war 1997 bis 1999 Wirtschafts- und Finanzminister. Fabius, der 1984 bis 1986 Premierminister und 2000 bis 2002 Wirtschafts- und Finanzminister war, ist mit 60 Jahren der älteste Kandidat. Er hatte 2004 gegen die offizielle Parteilinie eine Kampagne gegen die Annahme der EU-Verfassung geführt, die in einem Referendum in Frankreich dann auch abgelehnt wurde.

Alte Geschichte

Royal bekam bereits zu spüren, was es heißt, sich der Kandidatur zu stellen. In der Presse wurde eine alte Geschichte über die Beteiligung ihres Bruders an der Versenkung des Greenpeace-Schiffes "Rainbow Warrior" in Neuseeland 1985 wieder aufgegriffen. Demnach soll Gérard Royal als Kampfschwimmer die Haftminen selbst an dem Schiff angebracht haben, wie die Zeitung "Le Parisien" einen weiteren Bruder Royals zitierte. Der behauptete am Montag, er sei missverstanden worden.

Die neuseeländische Regierungschefin Helen Clark lehnte am Montag eine Wiederaufnahme der Ermittlungen zu dem spektakulären Attentat ab, nachdem Paris Anfang der 90er Jahre eine millionenschwere Entschädigung an ihr Land und Greenpeace gezahlt hatte. Damit sei Frankreich gemäß dem Völkerrecht zur Verantwortung gezogen worden, sagte sie. (APA/AFP)