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Ikea-Österreich-Chefin Helen Duphorn will bei der Sonntagsöffnung nicht locker lassen.

Foto: APA/Barbara Gindl
Wien – "Wir sind nicht glücklich darüber, in Österreich die Nummer drei zu sein." Helen Duphorn sitzt seit elf Monaten am Chefsessel von Ikea Österreich. Ziel der Schwedin ist, den Möbelriesen Leiner/Kika und Lutz langfristig die Marktführung abzuringen – und das bedeutet einen Kraftakt.

Ikea hat 2005/06 zwar stärker zugelegt als die Branche: Der Umsatz stieg um 4,5 Prozent auf 445,6 Millionen Euro. Der Möbelkonzern ist mit einem Marktanteil von rund elf Prozent aber nicht einmal halb so groß wie die Konkurrenz. Leiner/Kika hält laut RegioPlan rund 31, Lutz geschätzt 23 Prozent des Marktes.

Ikea erhofft sich den größten Sprung durch neue Standorte. "Wir haben im Süden wie Norden weiße Flecken und überlassen viel dem Mitbewerb", sagt Finanzchef Gerhard Moritz. Für das geplante dritte Haus in Wien gebe es jedoch noch kein grünes Licht.

Offener Sonntag lockt

Nicht locker lassen wollen die Schweden bei der Sonntagsöffnung. Der offene Sonntag habe sich in ganz Europa durchgesetzt und bewährt. "In Österreich liegen 300 Milliarden Euro auf den Sparkonten“, sagt Moritz. Allein dieses verfügbare Kapital zeige das Potenzial für höheren Konsum. Ikea sei Komplexität und Tragweite der Sonntagsöffnung bewusst. „Die Vorteile überwiegen aber die Nachteile."

Die Schweden versprechen sich zudem frisches Wachstum durch Einkauf via Mausklick. Die Umsätze im Webgeschäft hätten sich 2005/06 verdoppelt, allerdings auf niedrigem Niveau. Auch die Möglichkeit, neben Küchen Bäder, Büros und Co selbst zu planen, soll mehr Kunden zu Ikea locken, hofft Duphorn.

Kontrahenten räumen Ikea naturgemäß weniger Wachstumspotenzial ein. Die Gruppe habe das "begrenzte Potenzial für Selbstbaumöbel" mittlerweile ausgeschöpft, sagt Lutz-Konzernsprecher Thomas Saliger. "Ikeas Glück war, dass es hier bis zum Einstieg von Mömax keine Konkurrenz gab." RegioPlan-Geschäftsführer Wolfgang Richter sieht für die Schweden in Österreich noch den einen oder anderen Standort. Die alteingesessenen Möbelriesen zu verdrängen, sei mittelfristig dennoch unrealistisch. An finanzieller Kraft fehlt es Ikea jedenfalls nicht. Die Bilanz 2004/05 des Konzerns wies in Österreich einen Jahresgewinn von 40 Millionen Euro aus – eine Steigerung von mehr als 100 Prozent.

Fix ist, Österreichs Möbelhandel erlebt nach Jahren der Krise seit 2004 leichten Aufwind. Nach einem Plus von 2,9 Prozent im Vorjahr erwartet die Branche heuer um 2,5 Prozent mehr Umsatz. Leichter wird es dennoch nicht. Denn kein Markt ist härter umkämpft als der österreichische. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.10.2006)