In die seit Jahren schwelende Debatte um journalistische Selbstkontrolle in Österreichs Printmedien kommt wieder Bewegung. Am Mittwoch trafen sich auf Einladung der Beratungsgesellschaft Medienhaus Wien Vertreter der Medienbranche zu einem "Think Tank", um gemeinsam über Anforderungen an Selbstregulierung zu diskutieren sowie darüber, wie ein solches Kontrollorgan organisiert sein könnte. (DER STANDARD und etat.at berichteten bereits Dienstag.)

Im Rahmen des Treffens, bei dem unter anderem Vertreter des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ), des Zeitschriftenverbands (ÖZV), des Vereins der Chefredakteure, des Kuratoriums für Journalistenausbildung, des Presseclubs Concordia, der Journalistengewerkschaft und Betriebsräte anwesend waren, wurden mehrere Modelle zur Selbstkontrolle diskutiert. Es ging unter anderem um Struktur, Aufgaben und Finanzierung eines solchen Organs. Konkrete inhaltliche Stellungnahmen wurden am Mittwochabend nach dem Treffen aber nicht abgegeben.

Schlummer-Dasein des Presserats

Zum Hintergrund: Die mediale Selbstkontrolle lag bis zum Jahr 2001 in der Hand des Presserats, der 1961 ins Leben gerufen wurde. Im Dezember 2001 hatte allerdings der VÖZ - als einer von vier Trägern - seine Mitwirkung beim österreichischen Presserat aufgekündigt. Verhandlungen mit der Journalistengewerkschaft als zweite große Trägerorganisationen über eine Reform und Fortführung waren gescheitert. Mitte 2002 hatte der VÖZ den Presserat daher endgültig verlassen. Übrig blieben die Journalistengewerkschaft, der ÖZV und der Presseclub Concordia.

In den vergangenen Jahren führte der Presserat in Österreich deshalb ein Schlummer-Dasein. Im Jahr 2004 wurde dann im Sinne einer Neuregelung der Selbstkontrolle unter dem Vorsitz des heutigen Chefredakteurs der Tageszeitung "Österreich", Claus Reitan, der Verein der Chefredakteure gegründet. Versuche, neue Formen einer sozialpartnerschaftlichen Form der Selbstkontrolle zu finden, sind bisher ergebnislos verlaufen.

Alternativmodell?

Von den Chefredakteuren wurde ein Alternativmodell zum Presserat initiiert, eine so genannte Leseranwaltschaft, die als eine Art "Beschwerde-Ombudsmann-Vermittlungsstelle" fungieren soll. Die Vorbereitungen dafür befänden sich unmittelbar vor dem Abschluss, so Reitan. Im Rahmen des "Think Tanks" habe man unter anderem darüber nachgedacht, ob man dieses Modell als ersten Schritt in ein umfassenderes Modell einbetten sollte. (APA)