Kabul - Die NATO hat am Donnerstag den Einsatz ihrer ISAF-Truppe auf den Osten Afghanistans ausgeweitet und damit ihren Kommandobereich auf das gesamte Land ausgedehnt. Der Befehlshaber der US-geführten Koalition, General Karl Eikenberry, übergab im ISAF-Hauptquartier in Kabul das Ost-Kommando an den britischen NATO-General David Richards.

Fast genau fünf Jahre nach dem Angriff der US-geführten Koalitionstruppen auf die radikalislamische Taliban-Regierung ging damit auch der letzte Teil des Landes, der noch von der Koalition kontrolliert wurde, an die ISAF über. Rund 8000 Soldaten unter US-Kommando bleiben aber im Zuge des Anti-Terror-Einsatzes "Enduring Freedom" im Land.

Gefängnisse und Verhörzentren in Bagram

Die US-geführte Koalition behält demnach die Kontrolle lediglich über den Stützpunkt Bagram einschließlich der dortigen Gefängnisse und Verhörzentren. Auch eine Hubschrauber-Einheit in Kandahar bleibt unter US-Aufsicht.

"In Afghanistan kann es keine Entwicklung ohne Sicherheit geben, und es wird keine langfristige Sicherheit ohne Entwicklung geben", sagte NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer bei der Kommandoübergabe in Kabul. Präsident Karzai sagte, Afghanistan sei noch immer "Opfer von Terroristen", die von außerhalb kämen. "Wir hoffen, dass alle Länder - islamisch und nicht-islamisch - Hand in Hand den Terrorismus bekämpfen, der ein Feind der Humanität ist."

Bereits vor zwei Monaten hat die NATO ihre Schutzmission vom Norden und Westen Afghanistans auf den Süden ausweitet. Richards, der am Donnerstag zum Vier-Sterne-General befördert wurde, ist seitdem der erste nicht US-amerikanische General in der 57-jährigen NATO-Geschichte, unter dessen Kommando in einem Kampfeinsatz auch US-Truppen stehen.

31.000 Soldaten

Insgesamt umfasst die Internationale Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) nun rund 31.000 Soldaten, die von 37 Staaten gestellt werden. Die NATO hat ihren Einsatz zur Stabilisierung Afghanistans auf das ganze Land ausgedehnt. Die von der Allianz geführte ISAF-Schutztruppe übernahm am Donnerstag in Kabul auch das Kommando über 12.000 US-Soldaten im Osten des Landes.

Die im Herbst 2001 mit UNO-Mandat eingerichtete internationale Schutztruppe war zunächst im halbjährlichen Wechsel von einzelnen Ländern geführt worden. Nach Großbritannien und der Türkei leiteten Deutschland und die Niederlande die ISAF gemeinsam ab Frühjahr 2003, bevor die NATO das Kommando im August 2003 übernahm. Nach dem Start der Mission in der Hauptstadt-Region von Kabul wurde das Einsatzgebiet schrittweise im Herbst 2004 auf den Norden, dann im September 2005 auf den Westen und Ende Juli dieses Jahres auf den Süden ausgedehnt.

Vor allem im Süden Afghanistans ist die Sicherheitslage prekär. Bisher starben dort 32 NATO-Soldaten. Aber auch der Einsatz im Osten, wo es immer noch mehrere Taliban-Stützpunkte gibt, gilt als gefährlich. Es ist die Region, in der das Terrornetzwerks Al Kaida seinen Ursprung nahm und wo sich möglicherweise auch dessen Chef Osama bin Laden verstecken könnte. (APA/AP)