Rom - Als sie 1972 den äthiopischen Kaiser Haile Selassie interviewen wollte, monierten die Höflinge, dass sie Hosen trage. "Sagen sie Seiner Majestät, dass ich entweder in Hosen oder nackt komme", ließ Oriana Fallaci dem Potentaten ausrichten. Schon damals waren die Härte und Direktheit der italienischen Journalistin und Schriftstellerin im Umgang mit den Mächtigen ebenso legendär wie ihre Reportagen von den Kriegsschauplätzen der Welt. Fast immer war sie erfolgreich, nicht selten allerdings auch umstritten. Auch das Interview mit dem Kaiser erhielt sie schließlich; wenn auch im Kleid. Am 29. Juni feiert Oriana Fallaci ihren Siebzigsten Geburtstag- ihre Bücher sind längst Weltbestseller geworden. "Ich bin kein weiblicher Rambo mit dem Helm auf dem Kopf und dem Messer zwischen den Zähnen", sagte die aus Florenz Stammende einst über sich selbst. Doch fast im selben Atemzug gesteht sie, Krieg habe für sie eine "fatale Anziehung", eine "perverse Faszination". Von Vietnam über Libanon bis zum Golfkrieg reichten ihre Reportagen für renommierte Weltblätter wie die Londoner "Times", "Life" und "New York Times", ihr Roman "Ein Mann" (1979) handelte von der Diktatur in Griechenland - trotz aller Genauigkeit und Detailbesessenheit warfen ihr Kritiker häufig bedenkliches Pathos vor. Beirren ließ sich die "Greta Garbo der Presse" nie. Kampf im Widerstand "Mein Charakter ist von meinem Vater geprägt", bekennt die Streitbare. Der zum Tode verurteilte Antifaschist sei nur "um ein Haar dem Erschießungskommando entronnen". Er habe ihr beigebracht, mit dem Gewehr zu schießen. Auch sie schloss sich dem Widerstand gegen Mussolini an, versorgte PartisanInnengruppen mit Waffen. Nach dem Krieg wurde sie Journalistin, zunächst interviewte sie Prominente, Stierkämpfer und KünstlerInnen, reiste zum Ungarn-Aufstand nach Budapest. Bei den Unruhen in Mexiko wurde sie 1968 durch Schüsse verletzt, in Vietnam flog sie Kampfeinsätze mit der US-Armee und interviewte den nordvietnamesischen General Giap. Längst war sie zum internationalen Medien-Star geworden und von Rom nach New York gezogen. Weltweites Aufsehen erregte ihr Buch "Brief an ein nie geborenes Kind" 1975, auf dem Höhepunkt der Abtreibungsdebatte, und der Roman "Ein Mann". Das Buch beschreibt das Schicksal ihres Freundes Alexandros Panagoulis, eines Gegners des griechischen Obristen-Regimes, der nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis bei einem Autounfall stirbt - vermutlich von Hintermännern der Obristen ermordet. Das Buch schockiert durch grausige Folterszenen. KritikerInnen sprachen dagegen von einem "Heldenepos", sie lasse als Autorin die notwendige Distanz vermissen. Es folgte der schwergängige Roman "Inschallah" über den Libanon-Krieg. 1991, bei der Befreiung Kuwaits, flog sie nochmals zu den US-Einheiten an den Golf. Und war enttäuscht über die Soldaten. "Mir haben sie nicht gefallen. Sie waren nicht die Amerikaner, die ich in Vietnam kennen gelernt hatte, die jovialen und sympathischen Jungs..." Das klang schon fast wie eine Verherrlichung. (Von Peer Meinert, dpa)