In einer ganzen Reihe von Ländern auf allen Kontinenten werden noch immer Schriftsteller und Journalisten verfolgt. Das deutsche und das internationale PEN-Zentrum legten am Donnerstag neueste Zahlen vor. Danach sind allein im ersten Halbjahr 2006 weltweit 19 Autoren umgebracht worden, zwölf weitere verschwunden. 194 seien verfolgt und inhaftiert sowie 227 vor Gericht gestellt worden.

Zunehmende Repression in China

Der Einsatz für verfolgte Schriftsteller und Journalisten wird nach den Worten des deutschen PEN-Generalsekretärs Wilfried Schoeller weiter ein wichtiger Schwerpunkt der Autorenvereinigung sein. Die Vorsitzende des deutschen und internationalen PEN-Komitees "Writers in Prison", Karin Clark, berichtete über zunehmende Repression in China vor den 2008 geplanten Olympischen Sommerspielen. Erhofft habe man sich dagegen von dem Weltereignis eher eine Liberalisierung.

Kritik an Yahoo!

Zum Beispiel seien in China mehr als 30 Dissidenten allein wegen Beiträgen im Internet inhaftiert. So sei der Lyriker und Journalist Shi Tao im vergangenen Jahr wegen "Geheimnisverrat" zu zehn Jahren Haft verurteilt worden, weil er Presseanweisungen des Propagandaministeriums zum Jahrestag des Massakers auf dem Tian-an-Men-Platz per E-Mail weitergegeben habe. Scharf kritisierte Clark, dass der E-Mail-Anbieter Yahoo! den chinesischen Behörden noch geholfen habe, die Nachricht des Autoren bis auf dessen persönlichen Computer zurückzuverfolgen. Ähnliche Fälle seien auch aus Vietnam und Tunesien bekannt, berichtete die PEN-Expertin.

Im zentralafrikanischen Niger seien erst am 8. September zwei Journalisten wegen Verunglimpfung des Staates verurteilt worden, nur weil sie die engen Beziehungen des Landes zu Iran thematisiert hatten. Ein weiterer Journalist habe für seinen Bericht über den Ritualmord an einem Kind ebenfalls eine Haftstrafe erhalten.

Zu den Ländern mit einer hohen Fallzahl an Verfolgung, Inhaftierung oder Vertreibung kritischer Autoren gehörten Burma/Myanmar, Nepal, Usbekistan, Iran, Türkei, Äthiopien, Eritrea, Kongo, Simbabwe, Sudan, Algerien, Kolumbien, Kuba und Mexiko.

Seit einigen Jahren hilft das PEN-Zentrum exilierten Schriftstellern und Autoren mit einem bis zu dreijährigen Stipendium in Deutschland, wieder zur Ruhe zu kommen und arbeiten zu können. Zwei von ihnen berichteten auf der Frankfurter Buchmesse über die Situation in ihrer Heimat. Der Romancier Armin Valle aus Kuba sprach von zunehmender Zensur und Verfolgung in dem mittelamerikanischen Staat. Der Journalist Maxwell Sibanda aus Simbabwe schilderte, wie bewaffnete Regierungseinheiten die größte Zeitung des Landes schlossen. Jetzt gebe es nur noch regierungseigene Medien in dem afrikanischen Land, das zudem die ausländischen Journalisten verjagt habe. (APA/AP)