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Die Huanuni-Mine bei einer Dynamit-Explosion während der Auseinandersetzungen zwischen den Arbeitern.

Foto: REUTERS/Stringer

La Paz/Wien - Nach einer Vereinbarung zur Beendigung der Kämpfe zwischen bolivianischen Bergarbeitern, die am Donnerstag elf Menschenleben forderten, ist im Bergbaugebiet Huanuni vorerst Ruhe eingetreten. Das meldete die bolivianische Zeitung "El Diario" am Freitag in ihrer Internetausgabe. Den Angaben zufolge starben bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des linken Präsidenten Evo Morales und staatlichen Minenarbeitern bei den Zinnminen von Posokoni auch Frauen und Kinder. Rund 50 Menschen wurden verletzt.

Grund für die Zusammenstöße in der Provinz Oruro war ein Streit zwischen Mitgliedern von Kooperativen und Bergarbeitern des staatlichen Unternehmens Corporación Minera de Bolivia (Comibol) um die Schürfrechte am und um den Berg Posokoni. Die "Cooperativistas", die Morales unterstützen, hatten eine Versammlung in dem Bergbaubezirk einberufen, bei der ein Vorschlag für eine Einschränkung ihrer Zinnförderung abgelehnt wurde. Die Comibol-Arbeiter wiederum sahen dies als Angriff auf ihre Einkommensquellen.

"Mineros" setzten Dynamit ein

Der Streit führte schließlich zu Zusammenstößen, die mit Waffen und Dynamit ausgetragen wurden und die die Zivilbevölkerung in Angst und Schrecken versetzte. In der Nacht schaltete sich Vizepräsident Álvaro García Linera ein und ordnete eine umfassende Untersuchung an. Er schloss die Entsendung des Militärs in die Unruheregion nicht aus. Linera betonte, die Regierung habe eine Reihe von Vorschlägen für eine gemeinsame Ausbeutung der Zinnvorkommen durch die Kooperativen und Comibol gemacht. Bedauerlicherweise seien diese Vorschläge von beiden Seiten abgelehnt worden.

Der Chef der Gewerkschaft COB, Pedro Montes, warnte, sollte die Regierung keine definitive Lösung anbieten können, werde sich die Lage für sie "komplizieren". Roberto Chávez, Generalsekretär der Bergarbeitergewerkschaft FSTMB, warf den Cooperativistas vor, die gewaltsamen Aktionen begonnen und damit das Leben der Zivilbevölkerung gefährdet zu haben. Es handle sich um einen "feigen und unverhältnismäßigen Angriff" auf Frauen und Kinder. Demgegenüber sagte der Präsident der Nationalen Kooperativen-Föderation (Fencomin), Pascual Guarachi, die Kooperativen-Arbeiter seien bei ihrer Versammlung von Gewerkschaftern "provoziert" worden.

Rücktrittsforderungen gegen Bergbauminister Villarroel

Bergbauminister Wálter Villarroel meinte zu an ihn gerichteten Rücktrittsforderungen, diese Entscheidung sei dem Präsidenten vorbehalten. Für die blutigen Unruhen machte der die Gewerkschaft verantwortlich.

Untersuchung eingeleitet

In der Nacht schaltete sich Vizepräsident Álvaro García Linera ein und ordnete eine umfassende Untersuchung an. Kurz nach Mitternacht gelang es schließlich, unter Vermittlung des Volksanwaltes Waldo Albarracín und Gemeindevertretern von Huanuni einen Plan zu Beendigung der Auseinandersetzungen auszuarbeiten. Nachdem sich die Lage wieder etwas beruhigt haben wird, sollen unverzüglich Verhandlungen in die Wege geleitet werden, die die Fragen der Zinn-Ausbeutung "definitiv und effektiv" klären sollen.

Huanuni ist seit 28. Mai 2004 "Zinnhauptstadt Boliviens". Hier wurden viele historische Siege errungen; darunter etwa die Durchsetzung des Acht-Stunden-Tages 1919 und die Gründung einer Minenarbeiter-Stiftung 1944. (APA)