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Wirtschaftsnobelpreisträger 2006: Edmud S. Phelps ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der University of Columbia in New York City.

Foto: AP/David Karp
Stockholm/New York – An der Nobelpreisbörse der Universität Frankfurt war die "Aktie" Edmund Phelps knapp vor der Entscheidung des Nobelpreiskomitees die fünftteuerste gewesen, als Favorit wurde sein Landsmann Edward C. Prescott gehandelt. Doch Ökonomen weltweit erwarten schon seit längerem, dass Phelps endlich die Auszeichnung bekommt.

Am Montag um 13 Uhr mitteleuropäischer Zeit war es schließlich soweit: Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 2006, geht an den 73-jährigen Phelps, ließ die Schwedische Akademie der Wissenschaften verkünden.

Ökonomen und Wirtschaftsstudenten kennen den Namen Phelps vermutlich am besten im Zusammenhang mit seinen Arbeiten zur Existenz einer "natürlichen Arbeitslosenrate". Der heutige Professor für Ökonomie an der Columbia University in New York City erklärte Ende der 60er Jahre, warum unfreiwillige Arbeitslosigkeit selbst in Hochkonjunkturzeiten zu beobachten ist – etwas, das John Maynard Keynes in den 30er Jahren in seiner "General Theory" seiner Ansicht nach nicht beachtet hatte.

Phelps führte zu diesem Behufe mikroökonomische Betrachtungsweisen in makroökonomische Modelle ein: So beschrieb er 1968 beispielsweise das Managementproblem von Firmen, die Kosten der Arbeitnehmerfluktuation mit der Lohnsumme in ein Gleichgewicht zu bringen. 1969 skizzierte Phelps eine Wirtschaft bestehend aus "Inseln", auf denen Arbeitnehmer zu entscheiden haben, ob sie das lokale Lohnniveau akzeptieren oder weiter ziehen wollen. Sogar in einem Gleichgewichtszustand werden jene Arbeiter, die weniger Lohn bekommen, ein Boot besteigen und sich in unfreiwillige Arbeitslosigkeit begeben.

Die Haupterkenntnis seiner Arbeit ist laut eigener Aussage, dass Fehler in Lohn- oder Preiseerwartungen der Individuen die Arbeitslosigkeit erhöhen. IHS-Chef Bernhard Felderer nannte Phelps einen "ganz großen Ökonomen".

Kein "echter" Nobel

Der Preis für Wirtschaftswissenschaften wurde 1969 zum ersten Mal verliehen. Er geht nicht direkt auf den Nachlass des schwedischen Industriellen Alfred Nobel zurück und heißt offiziell „Ehrenpreis der schwedischen Reichsbank zum Andenken an Alfred Nobel“. Die Nobelstiftung nennt den Preis selbst auch kurz nur "Wirtschaftspreis". Seine Abschaffung wird in der Akademie immer wieder diskutiert.

Kritisiert wird auch, dass von 58 Preisträgern 44 aus den USA kommen und keine einzige Frau bisher geehrt worden sei. Diese Tradition wurde auch heuer aufrecht erhalten. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.10.2006)