Seit mehreren Jahren bin ich Single. Erst war der Schock groß - mein Mann hatte mich verlassen.Er zog zu seiner kinderlosen Freundin, die seine Karriereambitionen besser verstand, keine Mithilfe im Haushalt, bei der Kinderbetreuung einforderte. Drei Söhne, der jüngste damals 7, Jobsuche, Neuorganisation des Alltags kosteten viel Energie. Woher ich die damals nahm - heute ist mir dies manchmal ein Rätsel.

Die Suche nach einem neuen Partner war einige Zeit nicht das vorrangigste. Im Gegenteil, der Ganztagsjob, Betreuungspflichten, Haushalt, das Interesse an einer neuen Beziehung hielt sich in Grenzen - aber auch das Interesse potentieller Partner für eine Beziehung, die über ein kurzes Abenteuer hinausging.

Und heute? Meine Söhne werden langsam erwachsen. Eine gute Ausbildung und ein bisschen Glück bei der Jobsuche, eine Scheidung von einem gutverdienenden Expartner nach drei Jahren Ausharren, um die eigenen Unterhaltsansprüche zu bewahren, die frühere Ehewohnung im Eigentum. Eigentlich geht's mir nicht schlecht. Die drei Jungs sind in Ordnung - keine Sorgen um Alkohol, Drogen, schulische Leistungen.

Ich lebe allein. Und doch nicht allein. Ich teile meine Wohnung mit drei jungen Männern. Wie sehen heute meine Beziehungen aus? Wie ein Single kann ich nicht leben. Dass ich meine Söhne nicht mit kurzfristigen Partnern konfrontieren will mag konservativ sein - ich wills nicht. Damit scheidet die eigene Wohnung als möglicher Treffpunkt fast immer aus. Eine Beziehung mit einem anderweitig gebundenen Partner? Diese hat damit nicht einmal ansatzweise eine Chance zu bestehen. Es ist fast unmöglich sich kennenzulernen wenn es keinen Freiraum dafür gibt. Auch der Alltag fordert noch immer viel. Die mütterliche Ader in mir gibt immer noch meinen Kindern den Vorzug bei der Entscheidung die Abende auswärts zu verbringen oder doch für das Anhören diverser Schulgeschichten, immer wieder einmal für ein gemeinsames Abendessen dazusein.

Ein Partner, der auch den Anhang akzeptiert? Der vom Anfang an mit einer Familie leben will? Ist wie die Suche nach der berümten Stecknadel im Heu. Eine meiner Freundinnen fand ihn, andere Frauen in meinem Umfeld leben mit ähnlichen Schwierigkeiten wie ich, allein. Dann rechne ich nach. Bis mein Jüngster aus dem Haus ist, studiert, bis dahin bin ich 52. Ist es einfach Pech bisher keinen neuen Partner gefunden zu haben. Ich habe mich schon so sehr an das Alleinleben gewöhnt, dass ich es oft als angenehm, einfach als problemloser als in einer Partnerschaft empfinde. Findet man ihn später noch? Die Attraktivität schwindet, in diesen Jahren zwischen 40 und 50 wird es erstmals merkbar. Die eigene - aber auch die möglicher Partner. Sind diese Ängste oberflächlich?

Mein Liebesleben ist sehr reduziert. Ja es gibt eines, doch wie oft? Eine Fernbeziehung? Wie intensiv? Wieviel Vertrauen und Intimität ist in einer auf wenige Tage im Monat, manchmal nur auf einige Stunden reduzierten gemeinsamen Zeit möglich? Auf Grund der unterschiedlichen Lebensentwürfe besteht keine realistische Chance auf mehr als diese kurzen Treffen. Emotional dennoch gebunden verbaue ich mir vielleicht eine andere mögliche Beziehung. Ich lebe ein zufriedenes Leben.Ich habe gelernt alleine ins Kino zu gehen, ins Theater, in Konzerte und dies auch zu geniessen. Es ist kein Notprogramm. Ich habe Hobbies, habe Freundschaften, nette Kollegen. Einsam fühle ich mich nicht. Kann das alles einen Partner ersetzten?

Ich bin 46, meine Söhne 19, 17 und 13