STANDARD: Privat-Unis sind weniger privat, als der Name besagt: Länder- und Gemeindefinanzierung ist möglich. Manche Institution wünscht sich zusätzlich die Bundesfinanzierung. Würde das den Privat-Uni-Gedanken nicht untergraben?
Weck-Hannemann: Ja, da müsste man die ganze Universitätsstruktur hinterfragen, weil das eine Parallelstruktur wäre. Im Moment sind Bundes- und Länderkompetenzen vom Finanzwissenschaftlichen her klar unterschiedliche Dinge. Das hat man auch an den Entscheidungen gemerkt: Die Salzburger Privatuniversität für Medizin wurde auf Bundesebene nicht eingerichtet, aber bei der Länderfinanzierung gab es Interesse. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Bund eine zweite Medizin-Uni in Tirol eingerichtet hätte. Vom Wort "Privatuniversität" her könnte man fragen: Passt diese Bezeichnung zu dem, was damit angeboten wird?
STANDARD: Sind Private den Staats-Unis ebenbürtig, die ja jahrhundertealte Erfahrung haben?
Weck-Hannemann: Ja, denn es wird auch bei den öffentlich-rechtlichen Unis im Bereich Qualitätssicherung weitere Schritte brauchen. Grad im postgradualen Bereich: Da ist es schon störend, dass Lehrgänge für Privat-Unis akkreditiert und damit regelmäßiger Überprüfung unterworfen werden müssen, während das im öffentlichen Bereich nicht vorgesehen ist. Im Rahmen der europäischen Entwicklungen wird es notwendig sein, dass sich auch staatliche Unis externen Evaluierungen unterwerfen.
STANDARD: Gerade am Privat-Uni-Sektor häufen sich postgraduale Angebote. Wird man sich über kurz oder lang gänzlich darauf verlegen?
Weck-Hannemann: Im Rahmen des Bologna-Prozesses sind ja alle Unis gebunden: Neue Vollstudien sind als Bakkalaureat und Master anzubieten, nicht mehr als Magisterstudium. Ob die Privat-Unis dann mehr in Richtung Master gehen, ist offen. Die Staatlichen werden sich sicher weiter der Einstiegsstufe widmen, aber auch hier ist zu erwarten, dass sich auf Masterebene eine Palette an Angeboten rauskristallisiert, wenn die Umstellung abgeschlossen ist.
STANDARD: Es wird bald jede Disziplin, von der Medizin bis zum Maschinenbau, durch ein MBA-Tool ergänzt - ist das notwendig?
Weck-Hannemann: Ich würde das nicht nur auf den MBA beziehen. Für mich ist das schon ein positiver Ausdruck, dass man sich solche Querschnittskompetenzen aneignet. Grad im Führungsbereich - auch für einen Mediziner oder vielleicht jemanden, der eine Musikschule leitet - sind solche Qualifikationen wertvoll.
STANDARD: Wie sinnvoll ist die gesetzliche "Verbindung von Forschung und Lehre", wenn sich eine Uni auf postgraduale Angebote verlagert?
Weck-Hannemann: Unsere Grundsätze sind die Freiheit und Vielfalt von Forschung und Lehre sowie die Verbindung dieser beiden Säulen. Im internationalen Vergleich gibt es eine stärkere Differenzierung der Bildungseinrichtungen: Business Schools, reine Research-Universities und reine Teaching-Universities. Im vorliegenden Akkreditierungsgesetz wurde das nicht gewollt - das geht klar daraus hervor. Natürlich kann man überlegen, ob das sinnvoll ist.
STANDARD: Welche Alternativen sehen Sie?
Weck-Hannemann: Der Begriffe "Universität" und "Privatuniversität" sollten schon Institutionen meinen, die - angelehnt an die europäische Definition - eine gewisse Breite umfassen, also auch Forschung betreiben. Fraglich ist, ob es nicht noch andere private Einrichtungen geben kann, die stärker in Richtung Hochschulen - also die hoch qualifizierte Lehre - gehen.
STANDARD: Könnte die Häufung postgradualer Studien auf Kosten des Doktorats geht?
Weck-Hannemann: Insgesamt besteht nicht weniger Nachfrage nach hoch qualifizierter Ausbildung, so dass es nicht auf Kosten von was anderem gehen muss. Es könnte ein zusätzliches Segment sein, das durchaus tragfähig ist. Beim Doktorat haben wir eher die Tendenz zum PhD - also im Wesentlichen ein mindestens dreijähriges Studium, das noch stärker in Richtung akademische Ausbildung gehen. So ist doch eine Differenzierung da, die Sinn macht.
STANDARD: Wie viele Privat-Uni-Anbieter könnte es auf lange Sicht geben?