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Damit Flugzeuge erst gar nicht enteist werden müssen, haben Michael Kaiser und Johannes Kienl das Advanced De-Icing-System entwickelt: Eingebaute Heizmatten machen es möglich. Die Flugzeugoberfläche dehnt sich, wodurch Eis abgesprengt wird.
"Es war a Wahnsinn," beschreibt Johannes Kienl die Preisverleihung in Stockholm am 27. September. Im Wintergarten des Grand Hotels, wo zwischen 1901 und 1929 die Nobelpreis-Zeremonie für die "Großen" abgehalten wurde, nahmen Kienl und sein Schulkollege Kaiser den 1. Preis des 18. European Union Contest for Young Scientists entgegen - in Pilotenuniform.
Denn um Flugzeuge dreht sich nicht nur der Großteil ihres Lebens, sondern auch ihr Siegerprojekt: Ein "revolutionäres" System zum Enteisen von Flugzeugen, das auch für vereiste Windräder eingesetzt werden kann. "Wir haben was komplett Neues erfunden," versucht Kienl die Tragweite der für Laien unspektakulären Entwicklung zu erklären.
Der Hintergrund ist leicht umschrieben: Während der Start- und Landephase eines Flugzeuges bildet sich durch die Luftverschiebungen Eis an der Oberfläche, selbst bei klarer Witterung und relativ hohen Temperaturen. Eine Vereisung der Tragflächen kann jedoch die Flugsicherheit massiv gefährden, weil durch eine veränderte Aerodynamik die Auftriebsleistung nicht mehr garantiert werden und das Flugzeug in einen labilen Zustand geraten kann. Für den Kampf gegen das Eis gibt es verschiedene Verfahren: Neben dem Einsprühen mit teuren Enteisungsmitteln wird heiße Luft aus den Triebwerken verwendet, um die Tragflächen permanent zu beheizen.
Das von Kienl und Kaiser in der HTBLA Eisenstadt, Abteilung Maschineningenieurwesen, Ausbildungszweig Flugtechnik entwickelte "Advanced De-Icing-System" beruht auf einer thermisch-induzierten Ausdehnung von Metall. Die Flugzeugoberfläche dehnt sich durch eingebaute Heizmatten, wodurch das Eis abgesprengt wird. Zugleich bildet sich ein Wasserfilm, an dem entstehendes Eis abgleitet. Kienl bringt den Vorteil auf den Punkt: "Man braucht nur Strom und sonst nichts."
Auf die gleichermaßen simple wie effiziente Idee sind die beiden Inhaber eines Segelflugscheins gekommen, nachdem eine Firma an die Schule getreten war, um gemeinsam eine Lösung zur elektrischen Enteisung zu entwickeln. "Wir haben ein Brainstorming gemacht, und das war einfach die vielversprechendste Idee," erläutert Kienl den Ursprung des Matura-Projekts.
Ein Jahr oder 600 vorwiegend in der Freizeit absolvierte Arbeitsstunden später folgen nun die Lorbeeren. Nach dem Jugend-Innovativ-Preis der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (AWS) kam die Einladung nach Stockholm, wo die beiden Burgenländer gemeinsam mit zwei anderen Siegerteams aus 120 Bewerbern ausgewählt wurden.