Mit 53 zur Therapie
Die Gründe dafür: der Beginn einer Parkinson-Erkrankung, die Trennung
von seiner Frau und eine Depression. Jetzt aber - mit 53 Jahren - hat
Dennis, der seinen Nachnamen lieber nicht nennen möchte, den Ausstieg
versucht. Einen Tag nach der Überdosis und Wiederbelebung einer Frau,
mit der er gemeinsam Drogen genommen hatte, hat sich Dennis bei den
"Narcotics Anonymous" gemeldet. Dort nimmt er nun an einer
Gruppentherapie teil.
Alarmierende Herausforderung
Überrascht war Dennis, wie viele alte Menschen er bei der Therapie
getroffen hat. Er gehört zur Generation der 75 Millionen
US-"Babyboomer", die nach dem Zweiten Weltkrieg zur Welt kamen. 1,7
Millionen von ihnen sind nach Angaben des US-Gesundheitsministeriums
drogenabhängig - eine neue und alarmierende Herausforderung für die
Vereinigten Staaten und ihre alternde Bevölkerung.
Immer mehr ältere Abhängige
Seit drei Jahren
steigt die Zahl der Drogenabhängigen zwischen 50 und 59 Jahren an,
wie der Nationale Drogen- und Gesundheitsbericht besagt. Das heißt
nicht, dass mehr Menschen Suchtgift nehmen - aber immer mehr
Abhängige erreichen dieses Alter.
Auslöser traumatisches Ereignis
Die Geschichte dieser Menschen ist der von Dennis oft sehr
ähnlich, erzählt der Arzt Robert Raicht, der ältere Abhängige
behandelt. Viele von ihnen hätten "niemals Drogen genommen, als sie
jung waren, doch irgend etwas passierte dann später in ihrem Leben -
ein traumatischen Ereignis, die Frau stirbt oder sie gehen in
Pension". Mit einem Mal seien sie unsicher und begännen, Drogen zu
nehmen.
Man beginnt nachzudenken
Was viele von ihnen schließlich dazu bringt, eine Therapie zu
beginnen, sei oft einfach das Alter selbst. "Wenn man älter wird,
beginnt man, über sein Erbe nachzudenken. Darüber, wie Familie und
Enkel über einen denken. Und das ist es, was viele zu uns bringt,
glaube ich." Tatsächlich sind in jüngster Zeit so viele ältere
Süchtige zu Raichts Arbeitgeber, dem "Odyssey House" gekommen, dass
dort ein eigenes Programm für für sie geschaffen wurde. 75 Teilnehmer
über 55 Jahren des "ElderCare"-Programms leben nun in einer Klinik in
New York.
Viele Therapien nicht geeignet
Nach Ansicht Raichts war es eine wichtige Erkenntnis, dass die
ansonsten angebotenen Therapien einfach nicht für ältere Abhängige
geeignet waren. Diese litten an den gleichen Beschwerden wie viele
andere ältere US-Bürger, sagt Raicht. Doch für Drogenabhängige
könnten Übergewicht, hoher Blutdruck und Diabetes schnell tödlich
sein.
Diagnosen überdenken