Der US-Computer- und Software-Konzern IBM hat am Donnerstag den nach eigenen Angaben schnellsten Computer der Welt vorgestellt. Die Anlage besteht demnach aus einer komplizierter Zusammenschaltung von 512 Einzelrechnern mit insgesamt 8.192 Prozessoren auf Kupferbasis. Diese leiste 12,3 Billionen Teraflops oder 12,3 Billionen Fließkomma-Operationen (einzelne Rechenschritte) pro Sekunde. Auftraggeber und künftiger Nutzer des Super-Rechners ist die Accelerated Strategic Computer Initiative (ASCI) des US-Energieministeriums, das mit der Rechner-Anlage Simulationen von Atomtests vornehmen will. Der 110 Millionen Dollar (1,69 Mrd. S) teure Super-Computers trägt die Bezeichnung ASCI White. Die Dimensionen des Computer-Clusters sind gewaltig: die durch komplexe Schaltungen und spezielle Software im Zusammenspiel agierenden Rechner haben das Gewicht von 17 ausgewachsenen Elefanten, die Anlage benötigt eine Fläche von zwei Basketball-Feldern. Wollte ein Mensch mit einem Taschenrechner leisten, was der ASCI White in einer Sekunde macht, so würde er dafür zehn Millionen Jahre benötigen. Nach Angaben von IBM ist das elektronische Superhirn 1.000 Mal so schnell wie der berühmte IBM-Rechner "Deep Blue", der 1997 den Schachweltmeister Gary Kasparow besiegte. Der Super-Rechner soll in den US-Livermore-Laboratorien in Kalifornien Simulationen von Atomtests liefern. Für die Regierung in Washington ist dies besonders wegen der Weigerung des von den Republikanern kontrollierten Senats von Bedeutung, den Atomteststopp-Vertrag zu ratifizieren. Wenn die Simulationen per Computer dem für die Tests zuständigen Energieministerium die notwendigen Daten bringen, wären echte Atom-Testexplosionen tatsächlich überflüssig, denn mit Hilfe des Computers ließe sich beweisen, "dass die Arsenale der USA sicher, verlässlich und einsatzbereit sind", wie David Cooper von den Livermore Labs erläutert. Die Simulationen umfassen alle Daten, die bei einer atomaren Explosion eine Rolle spielen. Um alle Tests vornehmen zu können, müsste der Super-Computer allerdings noch kräftig an Rechenkraft zulegen. Cooper schätzt, dass hierfür eine Rechenleistung von 100 Teraflops nötig wären. Bis 2004 spätestens solle auch dies möglich sein. Seit 1999 gilt IBM als Marktführer bei der Herstellung von Super-Computern. Pro Jahr werden rund 250 solcher Anlagen für Wetterdienste, Forschung und Verschlüsselungsprojekte verkauft. (APA/Reuters)