Colombo - Bei den Kämpfen mit den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) im Norden Sri Lankas hat die Armee ihre schwersten Verluste seit dem Waffenstillstandsabkommen Anfang 2002 erlitten. Militärsprecher Prasad Samarasinghe sagte am Donnerstag, seit dem Vortag seien 72 Soldaten getötet und 515 weitere verletzt worden. Rund 200 Rebellen seien ums Leben gekommen, eben so viele hätten Verletzungen erlitten. Heereseinheiten seien am Donnerstag auf der Halbinsel Jaffna weiter ins Rebellengebiet vorgedrungen und dabei mit Luftangriffen unterstützt worden.

LTTE-"Militärsprecher" Irasiah Ilanthirayan sagte dagegen, zehn Rebellen seien getötet worden. LTTE-Kämpfer hätten die Regierungstruppen zurückgeschlagen. Bei ihrem Rückzug aus LTTE- kontrolliertem Gebiet habe die Armee die Leichen von 75 Soldaten zurückgelassen. Ein verletzter Soldat sei gefangen genommen worden. Der LTTE-nahe Internetdienst Tamilnet veröffentlichte Bilder der Leichen und des nach LTTE-Angaben 18 Jahre alten Gefangenen. Ob es Ende des Monats wie geplant zu Friedensgesprächen in Genf zwischen den Konfliktparteien kommen wird, war am Donnerstag unklar.

Dementi

Samarasinghe wies die Darstellung der LTTE zurück, die Armee habe eine "Großoffensive" begonnen. Es handle sich um Vergeltungsschläge. Die LTTE habe zuvor Armeestellungen angegriffen gehabt, "obwohl sie (die Rebellen) versprochen hatten, an den Verhandlungstisch zurückzukehren". Die LTTE wies das zurück und warf der Regierung vor, mit der "Offensive" und dem versuchten Einmarsch in LTTE-Gebiet internationale Forderungen nach einem Ende der Gewalt zu missachten. Es sind die schwersten Kämpfe in Sri Lanka seit rund zwei Monaten.

Die norwegische Regierung, die in Sri Lanka vermittelt, hatte am Dienstagabend mitgeteilt, die Konfliktparteien hätten sich auf die Wiederaufnahme der seit sieben Monaten ausgesetzten Friedensgespräche am 28. und 29. Oktober in Genf geeinigt. Der norwegische Minister für internationale Entwicklung, Erik Solheim, appellierte an die beide Seiten: "Es ist entscheidend, dass die Regierung und die LTTE diese Möglichkeit nun nutzen, die Feindseligkeiten einzustellen (...), damit sichergestellt wird, dass ein Treffen tatsächlich stattfindet."

Seit Ende vergangenen Jahres eskaliert die Gewalt in Sri Lanka; mehr als 2.200 Menschen kamen ums Leben. Zwischen Regierung und LTTE gilt seit Anfang 2002 ein Waffenstillstand, den offiziell keine der beiden Seiten aufgekündigt hat. (APA/dpa)