Die 16-jährige Julia Kührer aus Pulkau (NÖ) wird seit dem 26. Juni vermisst.

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St.Pölten/Wien - In Österreich werden jährlich rund 2000 Kinder und Jugendliche als abgängig gemeldet. 90 Prozent der Anzeigen können rasch widerrufen werden, weil die Gesuchten innerhalb von 14 Tagen wieder auftauchen. Die 16-jährige Julia Kührer aus Pulkau in Niederösterreich ist schon seit dreieinhalb Monaten abgängig. Die Polizei geht derzeit davon aus, dass die Jugendliche eine klassische Ausreißerin ist.

"Wir sehen den Fall nicht als Kriminalfall. Im Gegensatz zum damaligen Verschwinden von Natascha Kampusch gibt es bei Julia absolut keine Hinweise darauf, dass sie entführt worden sein könnte", sagte am Donnerstag Oberst Franz Polzer, der Leiter des Landeskriminalamtes NÖ, zum Standard. Neben einer Schengen-weiten Polizeifahndung laufen auch aufwändige private Suchaktionen per Plakat und Internet.

Julia Kührer war am 26.Juni nach dem Besuch der Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe in Horn mit dem Schulbus zurück nach Pulkau gefahren. Im Haus ihrer Eltern, das nur 300 Meter von der Busstation entfernt liegt, ist sie aber nicht angekommen. Möglicherweise hatte sie Angst vor der damals bevorstehenden Zeugnisverteilung. In ihrem Freundeskreis heißt es zudem, dass sie kurz zuvor mit ihrem Freund Schluss gemacht habe. Das alles könnte Julia dazu veranlasst haben, abzuhauen.

Nach Medienberichten erhielten Eltern und Polizei zahlreiche Hinweise. Zeugen wollten die 16-Jährige in Salzburg, in Znaim und sogar in Bibione gesehen haben. Doch bisher verliefen alle Hinweise im Sand. Julia könnte sich in Wien aufhalten, wo sie als eifrige Chatterin einige Kontakte hat. Das Chatforum chat.at gab bekannt, dass Julia unter den Nicknames "fallenangel_14" und "DeaD_iNsiDe" eingeloggt war. Chatpartner, bei denen sie sich gemeldet haben könnte, werden dringend gebeten, sich bei der Polizei zu melden. (simo, DER STANDARD - Printausgabe, 13. Oktober 2006)