Nach diesem Überholmanöver hielt Coulthard nichts mehr zurück
Magny-Cours - So also schaut's aus: Michael Schumacher ist gar kein Engel. Deshalb muss er an der Spitze zur Seite rücken, denn dort wird es jetzt recht eng nach dem Doppelsieg von McLaren beim gestrigen GP von Frankreich, der Sieger David Coulthard auf zwölf Punkte an den WM-Spitzenreiter (Welch' schönes, bildreiches Wort!") heranbrachte. Denn der sympathische Ferraristi musste in der 59. Runde seinen Boliden mit rauchendem Motor am Straßenrand parken. Es war eines der selten gewordenen Rennen, in denen es tatsächlich zu dem kommt, das man "Zweikampf" nennt. Schumacher hat es nicht geschafft, sich von den McLaren abzusetzen, obwohl Teamkollege Rubens Barrichello als Zweiter nach hinten absichern konnte. Ein Fahrfehler öffnete allerdings eine Überhol-Lücke für Coulthard, der sich daraufhin gleich am Heck des Deutschen zu schaffen machte. Nach 30 Runden lag er nur noch 1,3 Sekunden zurück, und auch Häkkinen, der Barrichello boxenbegünstigt überholte, drängte. In der 34 Runde dann der erste Angriff: Coulthard wollte außen an Schumacher vorbei, der ließ ihn aber nicht, worauf der Schotte wütend den auch in Deutschland wohlbekannten Stinkefinger aus dem Cockpit reckte, was Schumacher wohl schwer beeindruckt hat. "Ich möchte mich für die Geste entschuldigen", grinste der Sieger beim Siegerinterview, "aber es war eben sehr emotionell." Nur, so schränkte er ein: "Kinder sollen das nicht gesehen haben." Sechs Runden später hat Coulthard Schumacher dann innen überholt. Es war knapp, aber nicht unfair, beide kamen unverletzt aus diesem Manöver. Nur der Ferrari litt an der Demütigung, Depressionen waren die Folge. "Ich hatte keine Motorleistung mehr, und ganz seltsame Geräusche auf der Geraden. Ich dachte: Fährst du halt, solang das Ding noch läuft." Das tat es bis zur 59. Runde, bis zur zweiten Demütigung durch Mika Häkkinen und seinen Silberpfeil. Rubens Barrichello rettete die Ehre des Ferraris, immerhin wurde er Dritter, und das mit Reifen, "die ab der 15. Runde nachgelassen haben". Und dann gab es auch noch Alexander Wurz, das ist der mit dem Pech. Gestern sah dieses so aus: Im vormittägigen Warm-up explodierte bei der Boxenausfahrt der Motor, Wurz musste also ins Ersatzauto, das dann "so schlecht wie noch nie" war. Pech ist Gewohnheitssache, also nahm er die Angelegenheit relativ gelassen, die sich genau zur Halbzeit des Rennens ereignete: Überholmanöver. "Ich hab' g'wusst, wenn ich hinter dem Alesi steckenbleibe, kommt nix raus." Allerdings: "So is' auch nix raus'kommen." Denn "ich war ein bisserl zu schnell", die Kurve ging sich nicht mehr aus, das Kiesbett war Benettons Ende. (wei) Ergebnisse vom Formel 1-Grand Prix in Magny-Cours Streckenlänge: 72 Runden a 4,250 km = 305,886 km
  • 1. David Coulthard (GBR) McLaren-Mercedes 1:38:05,538 Std. (Schnitt: 187,100 km/h)
  • 2. Mika Häkkinen (FIN) McLaren-Mercedes + 14,748 Sek.
  • 3. Rubens Barrichello (BRA) Ferrari + 32,409
  • 4. Jacques Villeneuve (CAN) BAR-Honda + 1:01,322 Min.
  • 5. Ralf Schumacher (GER) Williams-BMW + 1:03,981
  • 6. Jarno Trulli (ITA) Jordan-Mugen-Honda + 1:15,604
  • 7. Heinz-Harald Frentzen (GER) Jordan-Mugen-Honda + 1 Runde
  • 8. Jenson Button (GBR) Williams-BMW + 1 Runde
  • 9. Giancarlo Fisichella (ITA) Benetton-Playlife + 1 Runde
  • 10. Mika Salo (FIN) Sauber-Petronas + 1 Runde
  • 11. Pedro Paolo Diniz (BRA) Sauber-Petronas + 1 Runde
  • 12. Nick Heidfeld (GER) Prost-Peugeot + 1 Runde
  • 13. Eddie Irvine (GBR) Jaguar-Cosworth + 2 Runden
  • 14. Jean Alesi (FRA) Prost-Peugeot + 2 Runden
  • 15. Marc Gene (ESP) Minardi-Fondmetal + 2 Runden
ausgeschieden u.a.: Michael Schumacher (GER) Ferrari, Alexander Wurz (AUT) Benetton-Playlife Schnellste Runde: David Coulthard 1:19,479/28. Runde (APA)