Alexander Wrabetz, der neue ORF Generaldirektor.

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Alle fünf Jahre, früher sogar alle vier, setzt sich beim ORF eine große Karawane in Bewegung. Natürlich immer vorausgesetzt, der ORF-General hat gewechselt, und mit ihm die Farbe der Führung. Aber außer dem legendären Gerd Bacher ging ohnehin noch nie eine ORF-Führung in die Verlängerung. Gewechselt hat die Farbe stets. Wie jetzt wieder, mit dem ehemaligen kaufmännischen Direktor Alexander Wrabetz nach der ersten Frau an der ORF-Spitze, Monika Lindner.

Der Sozialdemokrat aus freiheitlicher Familie nutzte die Farben Rot und Blau, Orange und Grün, um gegen die schwarze Mehrheit im Stiftungsrat mit 1. Jänner 2007 Generaldirektor des größten und wichtigsten österreichischen Medienunternehmens zu werden.

Bis 6. Jänner

Bis dato kolportierter Zeitplan: Bis 6. Jänner nächsten Jahres soll die neue Infomannschaft stehen. Der bürgerliche TV-Chefredakteur Werner Mück, Anlass für den Umsturz auf dem Küniglberg im Frühsommer dieses Jahres, wird vor seiner Pension mit der Führung der ORF-Spartensender TW1 & Co abgefunden - für seinen verhinderten Aufstieg zum Info- oder gar Generaldirektor.

Infodirektor wird hingegen der nicht minder polternde Elmar Oberhauser. Der ist, nach seinem derzeitigen Job als Sportchef zu schließen, jedenfalls nicht ganz so rund um die Uhr auf dem Küniglberg präsent wie sein Vorgänger und politischer Strippenzieher Werner Mück.

TV-Chefredakteur Karl Amon

Als operativen TV-Chefredakteur wünschte sich der neue Infodirektor Oberhauser seinen sozialdemokratischen Spezi Karl Amon. Doch der bleibt, so sagt man im ORF, lieber Chefredakteur im ORF-Radio, als für Elmo am Küniglberg Wache zu schieben. So geht es derzeit offenbar nicht wenigen in der ORF-Information: Die Person Elmar Oberhauser hat den Aufstiegswillen so manchen Redakteurs offenbar gebremst. Vor Oberhausers Wahl wurden als potenzielle Sendungschefs von Zeit im Bild 1 und Zeit im Bild 2 die Redakteure Hanno Settele und Armin Wolf kolportiert. Settele tat sich mit einem harten Kommentar über Jörg Haiders Ortstafelstreit hervor und verließ dann im Lindner-ORF die Innenpolitik und sinniert über Auto- und Kochsendungen.

Armin Wolf löste mit seiner Rede beim Hochner-Preis die breite öffentliche Debatte und die Proteste über Mücks Zentralismus in der ORF-Information aus. Doch der Anchorman Wolf wehrt sich übrigens regelmäßig gegen politische Punzierung: In seiner Jugend betätigte er sich mehrheitlich im bürgerlichen Lager. Dem wurde auch der ZiB-Innenpolitiker Hans Bürger zugerechnet, aber sein Auftreten gegen Werner Mück könnte auch ihn im zukünftigen ORF zu höheren Weihen verhelfen.

Farblich abgestimmt

Die ORF-Landesdirektoren sind prinzipiell meist farblich abgestimmt, wie diesmal die Bundesländer Salzburg und Steiermark vorführten: Der Bürgerliche Hubert Novak musste die Mozartstadt schon verlassen, und in der Steiermark übernahm der sozialdemokratische Gerhard Draxler, der aber auch zum Beispiel schon von Jörg Haiders Fürsprache profitierte.

Die schwarze Eminenz des Küniglbergs schlechthin bleibt der jahrzehntelange Betriebsratskaiser Heinz Fiedler, aber er dürfte sich in ein, zwei Jahren in die Pension verabschieden, sagen Vertraute in seinem Umfeld. Dem neuen General Alexander Wrabetz kommt also bei der Führung des ORF der Machtwechsel in der Republik sehr gelegen: Anstatt gegen eine schwarze Mehrheit im Stiftungsrat kann er künftig wohl mit einer roten regieren. (Harald Fidler, DER STANDARD, Printausgabe 14./15.10.2006)