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Unternehmensergebnisse sind vom Faktor Rohstoff-/Energiepreis häufig belastet.

Foto: DPA/Scheidemann
Wien - In den letzten Wochen ist es um Rohstoffe wieder etwas ruhiger geworden. Zwar ist der Kupferpreis im Steigen, der Preis für Rohöl war allerdings - bis zur jüngsten Opec-Entscheidung, die Förderung zu drosseln, wieder rückläufig. Letzte Woche sank er zeitweise gar auf den tiefsten Stand seit Ende Dezember 2005. Kurz darauf nahm er gleich wieder von seinem Jahrestief Abstand und bewegte sich nach der Schließung zweier Ölfelder in Norwegen und gesunkener Lagerbestände in den USA wiederum auf Aufwärtskurs.

Eine Berg- und Talfahrt, die sicher nicht zu Ende ist. Allerdings bestehen Hoffnungen, dass zumindest die Hurrikan-Saison in diesem Jahr nicht wieder zu großen Katastrophen führen wird. Die schwindelerregenden Höhen könnte der Ölpreis damit zunächst einmal hinter sich haben. Dem steht gegenüber, dass der Bedarf an Rohstoffen grundsätzlich konstant zunimmt. Wohl nicht nur durch die gestiegene Nachfrage aus Wachstumsmärkten wie China oder Indien. Auch der höhere Verbrauch der hoch entwickelten Staaten macht sich bemerkbar.

Rohstoff- und Energiepreise belasten Ergebnis

Unternehmen, die Rohstoffe und Grundstoffe verarbeiten, merken das deutlich in den Einkaufspreisen. Der Chemiekonzern DuPont sah sich etwa im Frühling zu einer neuerlichen Preiserhöhungsrunde gezwungen, hätten sich doch die Einkaufspreise im ersten Quartal um 16 Prozent erhöht. Seit dem ersten Quartal 2002 wurde ein Anstieg um beachtliche 85 Prozent verzeichnet.

Unternehmensergebnisse sind vom Faktor Rohstoff-/Energiepreis häufig belastet und man wird des Problems auch langsam gewahr, wie die Wirtschaftsprüfer von KPMG in einer aktuellen Studie ermittelten. Im Sommer 2006 wurde eine Umfrage unter 650 Unternehmen mit mehr als 100 Millionen Euro Umsatz in Österreich, Deutschland und der Schweiz zum Thema Rohstoffpreis- und Energiepreisrisiko durchgeführt. Regina Bruckner hat KPMG-Manager Andreas Blumauer zu den Ergebnissen befragt.

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derStandard.at: Herr Blumauer, Sie haben die Ergebnisse einer aktuellen KPMG-Studie zum Thema Rohstoff- und Energierisikomanagement vorliegen. Was sind die Kernaussagen?

Andreas Blumauer: Kernaussage der Studie ist, dass zwar Währungs- und Zinsrisiken bereits relativ gut abgesichert sind. Hingegen wird der Absicherung des Rohstoffpreisänderungsrisikos, das oft einer höheren Schwankungsbreite unterliegt, noch verhältnismäßig wenig Beachtung geschenkt.

derStandard.at: Woran liegt das? Glauben Sie, dass das Bewusstsein für heftige Schwankungen bei Rohstoffpreisen nicht ausreichend vorhanden ist?

Blumauer: Nein, das Gegenteil ist der Fall. Die vorliegende Studie macht deutlich, dass Unternehmensergebnisse vom Faktor Rohstoff-/Energiepreis häufig belastet sind. Die Wahrnehmung des Rohstoffpreisänderungsrisikos ist insofern sehr wohl vorhanden.

derStandard.at: Es gibt also das Bewusstsein wie Sie sagen, aber andrerseits wird in diesem Bereich noch nicht sehr viel unternommen. Wie erklärt sich das?

Blumauer: Viele Unternehmen haben das erst in den letzten zwei Jahren so richtig in ihrer Bilanz gesehen, weil eben auch die Preise überdurchschnittlich gestiegen sind. Dafür gesorgt haben sicher der Rohstoffhunger der Schwellenländer, aber es wurde auch verstärkt spekuliert. Gerade bei Öl hat man das deutlich wahrgenommen. Und die Banken beginnen erst aktiv Absicherungsinstrumente zu bewerben.

derStandard.at: Wo sehen Sie das Potenzial einer solchen Absicherung?

Blumauer: Gerade verarbeitende Unternehmen, die auf die Versorgung mit bestimmten Rohstoffen und Energie in hohem Maße angewiesen sind, können Ertragsprobleme bekommen, wenn sie keine zur Preisabsicherung geeigneten Geschäfte betreiben. Viele Unternehmen, bei denen Commodities wie Strom, Kerosin oder Kupfer einen großen Kostenbestandteil darstellen, haben dann auch Schwierigkeiten, verlässliche Gewinnprognosen zu erstellen. Nicht zuletzt deshalb interessieren sich Investoren für die Installierung eines funktionierenden Rohstoff- und Energierisikomanagements. Man ist sich einig, dass die Knappheit fast aller Rohstoffe weiter zunehmen wird. Grund ist der enorme Appetit der Schwellenländer in Kombination mit der Endlichkeit vieler Rohstoffe. Also stellt sich die Frage vielmehr dahingehend, wie das Thema innerbetrieblich angegangen werden soll.

derStandard.at: Welche Finanzinstrumente werden bereits genützt, um das Rohstoff- und Energiepreisrisiko zu managen?

Blumauer: Zur Absicherung (Hedging) gegen steigende oder volatile Rohstoffpreise stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung. Unsere Umfrage zeigt, dass Unternehmen, die Hedging betreiben, insbesondere Forwards, Swaps und Optionen einsetzen. Auch Futures spielen bei Sicherungsgeschäften eine bedeutende Rolle (siehe Grafik 1). Bevor es zum erstmaligen Einsatz solcher Instrumente kommt, bedarf es jedoch einer gründlichen Analyse der ein Unternehmen betreffenden finanziellen Risiken.

derStandard.at: Was soll ein Unternehmen am Ende also von einer Absicherung haben?

Blumauer: Wesentliches Ziel des Rohstoff- und Energierisiko-Managements ist die Stabilisierung des Unternehmensergebnisses. Unser Rat ist, Unternehmen sollen sich auf das Kerngeschäft konzentrieren und nicht auf Gewinne aus Rohstoffspekulationen hoffen.

derStandard.at: Wer soll sich das leisten?

Blumauer: Die Absicherungsvolumina sind höher als für Währungs- und Zinsschwankungen. Deswegen macht es auch keinen Sinn für einen Fuhrparkunternehmer mit fünf Autos sich gegen steigende Dieselpreise abzusichern. Wer Währungs- und Zinsschwankungen absichert, soll das aber auch mit Rohstoff- und Energiepreisschwankungen machen.

derStandard.at: Sehen Sie da einen verstärkten Trend?

Blumauer: Unternehmen kommen jetzt auch auf uns zu und wollen etwas unternehmen. Der Trend geht dahin, dass immer mehr Unternehmen ihre Strategie im Hinblick auf das Risikomanagement überarbeiten und erweitern werden. Infolgedessen müssen Organisation, Methoden, Systeme und Prozesse auf den Einsatz von Preissicherungsinstrumenten ausgerichtet sein und den gesetzlichen Vorschriften genügen. Dafür ist es notwendig, dass auch die Mitarbeiter in den einzelnen Bereichen (u.a. Abwicklung, Buchhaltung/Bilanzierung, Risikocontrolling) die teils komplexen Finanzinstrumente ökonomisch verstehen. Hier sehen wir von KPMG uns als wichtigen Partner, der sowohl umfassendes Know-how im Bereich des Risikomanagements anbietet als auch die entsprechenden Schnittstellen zu anderen Funktionen wie zum Beispiel dem Rechnungswesen kennt.