Bagdad - Bei Bombenanschlägen und Überfällen überall im Irak sind am Dienstag mindestens 28 Menschen ums Leben gekommen. In Balad, eine Autostunde nördlich von Bagdad, unterstützten US-Soldaten irakische Truppen in ihrem Einsatz gegen bürgerkriegsähnliche Kämpfe zwischen Sunniten und Schiiten, denen in den vergangenen Tagen etwa 100 Menschen zum Opfer fielen.

Der Bogen der Gewalt spannte sich am Dienstag von Basra im Süden über Bagdad bis nach Mossul im Norden. In der überwiegend schiitischen Stadt Basra erschossen Bewaffnete aus dem fahrenden Auto heraus zehn Menschen. Unter den Opfern waren nach Polizeiangaben vier Studenten vor der Universität von Basra und eine bekannte Ärztin auf ihrem Weg zur Arbeit.

Bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe kamen bei Karma, 60 Kilometer westlich von Bagdad, fünf irakische Soldaten ums Leben. In Balad Rus, 70 Kilometer nordöstlich von Bagdad, überfielen unbekannte Angreifer das Haus einer schiitischen Familie und erschossen nach Polizeiangaben die Mutter sowie vier erwachsene Söhne. Zwei Bewohner von Bagdad kamen bei einem Angriff mit einer Mörsergranate ums Leben.

Auch Kurdenregion betroffen

Mehrere Anschläge wurden auch wieder aus dem kurdischen Norden gemeldet. In der Nähe der Polizeiakademie von Kirkuk sprengten sich zwei Selbstmordattentäter in ihren Autos in die Luft. In Mossul erschossen mehrere bewaffnete Männer ein Mitglied der Patriotischen Union Kurdistans (PUK).

Die Kämpfe zwischen Sunniten und Schiiten in Balad begannen am Freitag mit der Ermordung von 17 schiitischen Arbeitern. Bei anschließenden Racheakten schiitischer Todesschwadronen wurden 74 Sunniten getötet. Zahlreiche Bewohner flohen über den Tigris in die überwiegend von Sunniten bewohnte Nachbarstadt Duluija. Am Dienstag war Balad weitgehend von der Außenwelt abgeriegelt. US-Truppen unterstützten nach Militärangaben irakische Armee- und Polizeikräfte in den Bemühungen, der Gewalt ein Ende zu setzen.

Seit Beginn des Monats wurden nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP mehr als 700 Iraker getötet. Das sind 44 am Tag und somit deutlich mehr als der bisherige Durchschnitt von 27 seit April 2005. Auch in den Reihen der US-Streitkräfte wurden im Oktober bisher weit mehr Soldaten getötet als in den vergangenen Monaten - in den ersten beiden Oktoberwochen waren es bereits 58. (APA/AP)