Deutsche Top-Manager müssen nicht darben. Sie konnten ihr Salär 2005 um rund elf Prozent steigern und verdienen inzwischen mehr als ihre Kollegen im restlichen Europa. Immer noch unangefochten an der Spitze ist der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann.

Während Deutschland diskutiert, ob "die Unterschicht" mit 345 Euro Arbeitslosengeld II auskommt, müssen sich jene am anderen Ende der Gehaltspyramide weniger Sorgen machen: Um elf Prozent konnten die Vorstände der 30 im Dax notierten Unternehmen ihr Gehalt laut einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) steigern. Und darin sind Aktienoptionen und Pensionsansprüche gar nicht enthalten. Im Durchschnitt verdienten die 30 Top-Manager im Vorjahr somit drei Millionen Euro, die restlichen Vorstände rund 1,7 Millionen Euro.

"Im europäischen Vergleich liegen die deutschen Vorstände damit sicher im oberen Bereich", sagte DSW-Chef Ulrich Hocker und verglich das deutsche Gehalt mit dem eines Vorstandsmitglieds in Großbritannien: 1,4 Millionen Euro, also 300.000 Euro weniger als in Deutschland. Verglichen mit den Amerikanern hingegen steigen die Deutschen schlechter aus. In den USA bekommen die Vorstände der 500 im Börsenindex Standard & Poor’s enthaltenen Unternehmen ein durchschnittliches Gehalt von 2,5 Millionen Euro im Jahr.

Top-Verdiener Ackermann

Der Top-Verdiener unter den deutschen Managern ist immer noch Josef Ackermann. Das märchenhafte Jahresgehalt des Chefs der Deutschen Bank: 8,4 Mio. Euro. Der gebürtige Schweizer konnte aber auch den Aktienkurs des Bankhauses steigern. Die Aktie legte im Vorjahr rund 25 Prozent zu, der Gewinn kletterte um 52 Prozent nach oben.

Hinter Ackermann in den oberen Rängen rangiert der ehemalige Chef von DaimlerChrysler, Jürgen Schrempp, der im Vorjahr 5,2 Millionen Euro mit nach Hause nehmen konnte – 2004 sind es 4,5 Millionen Euro gewesen, während der Aktienkurs um 21 Prozent stieg. Dahinter folgt die Chefetage von SAP. Zwar gönnte sich der Vorstand des Softwareherstellers 58 Prozent mehr Gehalt, das Plus des Gewinns pro Aktie war hingegen deutlich moderater: nur 14,45 Prozent.

Eine diesbezüglich besonders auffallende Kluft zeigt sich beim Touristik-Unternehmen TUI. Der Gewinn ging um 23 Prozent zurück, die Chefetage bekam aber 26 Prozent mehr Geld. Das Gehalt von Chef Michael Frenzel stieg von 2,5 auf 2,8 Millionen Euro.

"Armer Ösi" Mayrhuber

Sieben der 30 Unternehmen zahlten ihren Managern weniger als ein Jahr vorher – darunter der Handelskonzern Metro und der Chip-Hersteller Infineon. Das ist laut DSW gerecht. Metro verzeichnete einen Gewinnrückgang um 35 Prozent, Infineon machte als einziges Dax-Unternehmen Verluste. RWE, Adidas, Allianz und die Deutsche Börse zahlten weniger, obwohl das Ergebnis je Aktie stieg.

Am unteren Ende der Skala rangieren die Postbank und die vom Österreicher Wolfgang Mayrhuber geführte Lufthansa. Für Mayrhuber weist die Studie ein gleichbleibend "geringes" Salär von 1,3 Millionen Euro aus. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.10.2006)