Die Exporte Chinas übersteigen heuer erstmals im Gesamtwert jene der USA. Das Reich der Mitte hat sich in Riesenschritten in Richtung Nummer eins bewegt. Beispiel Automobile: Vor einem Jahr lachte noch ganz Europa, als es einen chinesischen Geländewagen im Crashtest übel zerbröselte. Doch die Chinesen haben schnell gelernt. Die heuer auf Messen in Paris und Moskau gezeigten Pkws der chinesischen Hersteller sahen besser aus als so manches westliche Gefährt. In zwei Jahren werden neue Autos aus China in Westeuropa ebenso normal sein wie heute die koreanischen. Südkorea ist übrigens ebenso ein Land, das große Fortschritte als ernst zu nehmender Mitspieler im Globalisierungsmatch gemacht hat.

Pessimisten könnten also schon zu zittern beginnen, angesichts der großen und kleinen Drachenstaaten, die über die multinationale Wirtschaft herfallen und den Platzhirschen – USA, Europa, aber auch Japan – die Marktanteile wegfressen.

Realisten aber erkennen, warum das kleine Österreich sich in diesem Szenario so gut geschlagen und das eine Prozent Marktanteil an den Weltexporten gehalten hat: Die heimischen Firmen haben sich flexibel in Nischen bewegt, gute Entwicklungsarbeit geliefert und sind Produktivitätsvorbilder in der Industrie. Der beengte Heimmarkt erwies sich als Vorteil, die Unternehmen mussten im Gegensatz zu den Riesen aus Frankreich, Deutschland und Großbritannien raus in unbekannte Länder.

Doch die Lorbeeren zählen angesichts der Dynamik in Asien leider nur wenig. Gerade deswegen ist es unverständlich, dass beim aktuellen Regierungsbildungsprozess persönliche Befindlichkeiten und Beleidigtsein wichtiger zu sein scheinen als etwa eine Bildungsreform, die entscheidenden Nährwert für das kommende Kräftemessen mit den Drachen hätte. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.10.2006)