Moderne Wohnhäuser sollen an die Stelle alter Nachkriegsbauten treten. Für die Mieter bleiben die Kosten gleich. Bis 2007 entsteht die erste von drei Wohnanlagen.

Bild: arch-Gärtner

Friedrich Sereinig, Direktor der Kärntner Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft "Fortschritt" sieht sich als Pionier. Er setzte schon vor Jahren auf das "Reconstructing", also den Neubau sanierungsbedürftiger Wohnanlagen. Mit der Klagenfurter Wohnanlage Luegerstraße/Ginzkeygasse steht nun ein erstes Kärntner "Reconstructing"-Modell vor der Realisierung.

Die bestehende Wohnanlage mit 54 Wohneinheiten wurde 1952 errichtet. Als Baumaterial diente Bauschutt, der von Bombentreffern übrig blieb. "Eine Sanierung solcher Häuser ist sehr teuer. Durch Wärmedämmung allein kann die desolate Bausubstanz nicht verbessert werden. Außerdem hätte die Anlage bei der bestehenden Abschreibung über 50 Jahre keinen Restwert mehr gehabt. Deshalb sei es sinnvoll gewesen, statt dem alten Gebäude gleich einen Neubau auf den vorhandenen Grünflächen des Grundstücks zu errichten.

Die neue Wohnanlage wird auch gleich auf 70 Wohnungen erweitert.

Keine Ausweichquartiere nötig

Die Mieter erhalten damit moderne, zeitgemäße Wohnungen und zahlen gleich viel wie vorher. Es sei denn, sie entscheiden sich für eine größere Wohnung als die bisherige. Dann müssen sie nur für die zusätzlichen Quadratmeter einen erhöhten, aber immer noch moderaten Mietpreis von 5,28 Euro (inkl. Betriebskosten, ohne Heizung) berappen.

Während der Bauzeit muss niemand in Ausweichquartiere umziehen, die Mieter können den Baufortschritt durchs Fenster mitverfolgen und warten, bis das neue Heim bezugsfertig ist.

"Viele Bewohner sind schon 80 bis 90 Jahre alt. Sie waren nach dem Krieg froh, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben und sie blieben da", erzählt Sereinig: "Dabei hatten sie bis heute weder Lift noch Balkon und müssen noch immer Holz und Kohle zum Heizen hinaufschleppen."

Doch als die entscheidende Frage an die Mietergemeinschaft gestellt wurde, Sanierung oder Abbruch, hätten sofort 70 Prozent für einen Neubau gestimmt.

Keller, Balkon und Kabelanschluss

Sämtliche neuen Wohnungen werden nicht nur über eigene Keller, Balkone und Kabelanschluss verfügen, sondern auch an die Fernwärme angeschlossen sein. Für je zwei Wohnungen steht ein Garagen-Parkplatz zur Verfügung, der etwa 46 Euro monatlich kostet. "Einmal noch möcht' ich in meinem Leben schön wohnen", meint eine Altmieterin, "bald ist es soweit", freut sie sich auf den Umzug. Sie muss nur die Übersiedlungskosten zahlen.

Die erste Etappe des wohnbaugeförderten "Fortschritt"-Pilotprojekts (7,9 Mio. Euro) soll im Frühjahr 2007 fertig sein. Dann wird die alte Anlage abgerissen und der nächste Neubau errichtet. "Mir ist wichtig", meint Sereinig, dass "man vorzeigt, wie es auch gehen kann – ohne hohe Sanierungskosten und ohne Ankauf neuer, terer Grundstücke." (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.10.2006)